9. Februar
    Das
    Pride Plaza war nach kleineren Startschwierigkeiten doch noch ein sehr guter
    Gastgeber, alles hat sich geklärt, die Nacht war ruhig und angenehm, das
    Frühstücksbuffet wirklich gigantisch und auch das Auto für die kurze Fahrt
    zum Flughafen stand bereit. Kurz vor der Abfahrt haben wir nochmal mit
    Rajesh telefoniert und konnten ihm von Herzen für eine wieder mal perfekte
    Reise danken. Es ist schon ein großes Glück jemanden wie ihn in Indien zu
    kennen, der uns diese Touren organisiert, auch während des Aufenthalts mit
    uns in Kontakt steht und bei Problemen jeglicher Art sofort zu erreichen
    ist. Im Laufe der fünf Reisen in den letzten sechs Jahren ist eine echte
    Freundschaft entstanden und wir freuen uns darauf eines Tages seine Frau
    kennenlernen zu dürfen, vielleicht 2019 im Rahmen einer zweiten "Indien
    Nord-Ost"-Tour oder vor einem Nepal-Aufenthalt, wer weiß?
    
    Bei mir hat sich jetzt nach 12 Tagen richtiges Urlaubsfeeling eingestellt,
    die Nase läuft unerbittlich und während Ratri im WH Smith Buchladen stöbert
    sitze ich lieber mit einem großen Cappuccino am Gate und hänge meinen
    Gedanken nach. Indien regt jedes Mal zum Nachdenken an, mich vor allem über
    Volkswirtschaften und deren Funktionsprinzipien aber auch, so merkwürdig das
    jetzt klingen mag, über soetwas wie den Sinn des Lebens. Vermutlich liegt
    das daran, dass ich mich zuhause in einem relativ überschaubaren Umfeld
    aufhalte, in einer kleinstädtischen Region lebe und mit zunehmender
    Begeisterung einen geregelten Tagesablauf pflege. Indien ist in allem das
    Gegenteil und schon alleine diese riesige Anzahl Menschen, die sich alle
    täglich anstrengen um ihr Leben zu leben, ihre Familie zu versorgen und
    damit es ihre Kinder einmal besser haben, macht nachdenklich.
    
    Für uns bedeutet eine Reise nach Indien aber auch immer eine "Erdung", eine
    Relativierung, eine zurechtgerückte Betrachtung der eigenen
    Lebenswirklichkeit. In welchem Abstand müssen die Leitungen der neuen
    Fußbodenheizung gelegt werden? Klingt ein Gitarrenboden aus Kirsche anders
    als einer aus Ahorn? Wie viele Schilder benötige ich zur Absperrung, wenn
    ich einen Bauschuttcontainer aufstellen möchte, und wo finde ich eine
    gesetzlich ausreichend geschulte Person, die diese Absperrung vornehmen
    kann? Sollte ich eine Hausratsversicherung abschließen oder doch lieber eine
    für die Berufsunfähigkeit? Wo beziehe ich am günstigsten gefrorene Ratten um
    unsere Adele zu füttern?
    
    Alles Fragen fern ab der Lebenswirklichkeit von weit mehr als einer
    Milliarde Menschen in Incredible India!
    
    Ein Indien-Trip von nur 12 Tagen hat den großen Vorteil, dass sich bei mir
    dieser "jetzt reicht's"-Effekt noch nicht eingestellt hat und erstmals nach
    dem kurzen Stopp in Kolkata 2011 reisen wir mit Wehmut ab und könnten gut
    auch noch ein bisschen bleiben. Auch ohne Tiger, Indian Roller, Gaur und
    Sambar aber am besten natürlich mit!
    
    -Ende-