31. Januar
    Nun
    ist der Winter also vorbei, sagt Pali auch, das Wetter ändere sich, erste
    Insekten kommen ins Haus, auch uns fiel auf, dass es heute spürbar wärmer
    als gestern war. So ist das in Kolkata, im Januar herrscht noch Winter, dann
    wird es schnell und ohne nennenswertes Frühjahr heiß.
    
    Wir verbrachten den Tag also bei Tua, Pali und Sagar, allen dreien geht es
    soweit gut und wir wurden wieder mit äußerst delikater bengalischer Küche
    verwöhnt, darunter unser Lieblingsfisch mit der einen Gräte, die
    fantastischen Shrimps in Senfsauce und ein Blumenkohlcurry. Das mit dem
    "olpo sugar" (wenig Zucker) im Tee lernen sie nie und müssen nun zur Strafe
    Tee ohne Zucker zubereiten, eine Zumutung.
    
    Auch sonst arbeiten wir an kultureller Annäherung wie am Herausstellen der
    Unterschiede gleichermaßen. Und das ist ebenso profan wie amüsant, wir essen
    schon um 18 oder 19Uhr zu Abend, frühstücken dann aber nicht oder ich nur
    manchmal eine Kleinigkeit, trinken am Vormittag Kaffee oder Tee ohne Zucker
    und essen erst nach 18 Stunden wieder zu Mittag. Unvorstellbare Grausamkeit
    für Bengalen (die Spezies heißt laut einem Buch, das wir gestern gekauft
    haben, übrigens neu-indisch-englisch "Bong"). Wenn wir ins "offisch" gehen
    sitzen wir da nicht gemütlich rum und trinken süßen Tee sondern Ratri legt
    im Labor jeden Tag teilweise über 5km zurück. Den Vogel abgeschossen haben
    wir aber mit unserem Haustier, Pythons in Glaskäfige zu stecken ist in
    Indien nicht besonders verbreitet und dass man gefrorene Ratten im Zoobedarf
    bestellen kann erscheint doch sehr exotisch um nicht zu sagen total
    abgedreht.
    
    Es ist schon hochinteressant, im Grunde sind wir alle gleich aber im Detail
    leben wir eben doch in verschiedenen Welten.
    
    Nach der Rückfahrt ins Fairlawn, die Mondfinsternis und den roten Mond hätte
    man hier übrigens sehen können wenn man es denn gesehen hätte, sitzen wir
    nun in der geschmackvoll eingerichteten Halle im ersten Stock und trinken
    ein vermutlich etwas inoffizielles Getränk. Frau Müller war natürlich nicht
    mit bei Ratris Familie sondern hat den Tag im Hotel verbummelt und sich uns
    jetzt wieder angeschlossen.
    
    
    
    Essen werden wir heute nichts mehr können, haben uns aber für morgen auf
    Gemüse mit etwas Fisch geeinigt, was in Kombination mit ungesüßtem Tee
    zumindest eine theoretische Chance auf ein Abschiedsabendessen im Tung Fong
    bietet.