29. Januar
    Nun
    sitzen wir also in Delhi auf dem Flughafen, müde, etwas aus der Zeit
    gerissen und schon wieder mit dem Gefühl in Absurdistan gelandet zu sein.
    Der Flug war, nun ja, das fliegende Klassenzimmer trifft es nicht ganz, eher
    die fliegende Krabbelgruppe. Wir quietschten, jauchzten und plärrten uns
    also durch die Nacht, Ratri ließ sich von kleinen Füßen treten und rettete
    geduldig das Tablett vor dem Absturz. Ich entwickelte einen enormen Respekt
    vor Norwegern, den Bewohnern der Fidschi-Inseln und Tibetern, die ja
    bekanntermaßen allesamt solche Situationen zu genießen verstehen, nur wir
    Deutsche fühlen uns ob unserer sprichwörtlichen Kinderfeindlichkeit genervt.
    
    In Delhi sah man die Hand vor Augen nicht, ein Wunder, dass der Pilot den
    Flughafen und auch das Terminal entdeckt hat, der Smog von 2016 war, um im
    Jargon zu bleiben, ein Kindergeburtstag dagegen. Zu einem guten Teil
    handelte es sich aber um morgendlichen Dunst, der sich später verziehen
    sollte. Auch bei der Suche nach einem Bankomaten stocherten wir im Nebel, es
    gibt aber einfach keinen mehr, seit der Entwertung der großen Noten,
    ebenfalls November 2016, ist der Flughafen der Haupstadt frei davon.
    Selbstverständlich funktioniert im China-Imbiss auch das Kartenlesegerät
    nicht, zunächst gar nicht, bleibt man beharrlich dann doch ein bisschen,
    einen Wackelkontakt hatte es aber wirklich, man nimmt eben lieber Devisen.
    Genau das, was man nach einer kinderfreundlichen aber schlaflosen Nacht
    braucht, man ärgert sich schon bei der ersten Transaktion mit irgendwem
    herum. Es wird nicht besser.
    
    Dafür funktionierte der Rest dann wunderbar, keine Probleme bei der
    Einwanderung der OCI-Bürger, auch Frau Müller spazierte erhobenen Hauptes
    durch alle Kontrollen, als wenn sie einen Mantel aus Teflon trüge,
    evtentuell haben wir unsere neue Reisepartnerin doch etwas unterschätzt. Der
    Wagen von Travel Bureau wartete bereits vor dem Flughafen, inklusive
    Begrüßungs-Misti (Süßigkeit) und Wasserflaschen, und unser Fahrer brachte
    uns dann auch noch zu einem nun dringend benötigten Geldautomaten, von denen
    es in Kolkata wohl nur noch wenige gibt, die internationale Karten
    akzeptieren. Irgendwie geht es in der Beziehung doch etwas abwärts.
    
    Nur benötigt haben wir den Automaten gar nicht dringend, denn außer
    Begrüßungs-Misti und Wasser kam noch ein Repräsentant des Reisebüros, der
    uns dann sein Handy reichte, damit wir mit dem Niederlassungsleiter Mr.
    Nitin telefonieren können, und die Rechnung bekommen wir auch erst am
    Freitag bei der Rückfahrt zum Flughafen. Wir scheinen also nach acht Jahren
    eine Art frequent traveler Status erreicht zu haben.
    
    Im Failawn haben sich auch alle gefreut, das Zimmer ist wie es eben ist,
    also nüchtern aber gemütlich und sauber. Nur das mit dem Bier in der Lobby
    wäre fast schiefgegangen, das gibts nämlich eigentlich nicht mehr, also gar
    nicht. Aber Indien wäre nicht Incredible India! wenn das Wort "eigentlich"
    eine ernste Bedeutung hätte. Und nun gehen wir ins Tung Fong und lassen es
    uns gut gehen!