12.09.13
Heute standen zwei Ausflüge auf dem Programm, zunächst
haben wir aber kräftig gefrühstückt. Ich habe nach Landessitte Tsampa
gewählt, das geröstete Gerstenmehl, das mit Buttertee zu einem festen
Teig geknetet wird, und sehr nahrhaft ist. Damit enden aber auch die
Vorteile und ich habe mit Ratri geteilt, so kam jeder in den Genuss
einer Tsampa und eines Omeletts mit Toast.
Am Vormittag haben wir dann das Kloster Pabongka im Norden von Lhasa
besichtigt, eigentlich hätte es das größte tibetische Kloster Drepung
werden sollen, aber Sonam hielt Pabongka für interessanter und der
Aufstieg ist auch nicht so lang und steil, was uns sehr entgegen kam.
Tatsächlich war Pabongka dann auch sehr schön, wenig besucht und
Sonam konnte uns wieder eine Menge über den Buddhismus erklären,
"verstehen" werde ich es trotzdem nie. Der Ort ist auch ein
Bestattungsplatz, der Ablauf wirkt auf uns aber etwas fremdartig. Der
Leichnam wird nämlich von speziell ausgebildeten Männern in Stücke
zerteilt und dann den Geiern übergeben, lediglich die zurückbleibenden
Knochen werden verbrannt. Hohe Geistliche (Lamas) werden komplett
verbrannt und aus der Asche eine Stupa gebaut. Diese Art der Bestattung
ist uns bereits in der Mongolei begegnet, ist dort aber offiziell
verboten.
Zum Mittagessen gab es wieder tibetische Leckereien, die Sonam
ausgesucht hat. Neben Yak- und Schafsfleisch hatten wir heute sehr
leckeres Gemüse (Mais und Ginseng) und etwas, das man als süße
Kässpätzle beschreiben könnte (Baza Maghu).
Anschließend folgte auf unseren Wunsch eine Einkaufstour, schließlich
hatten sich etliche Wünsche ergeben. So erstanden wir eine DVD mit
tibetischen Liedern, Butterlampen, eine Gebetsmühle, eine Kette und
Dochte für unsere Lampen. Ratri ließ fröhlich die Gebetsmühle kreisen
aber das Geräusch gefiel einer Passantin gar nicht, so schmierte sie
den Apparat gekonnt mit etwas Butter und war dann zufrieden. Das Salz
aus den abflusslosen Seen wird laut Sonam in Tibet nur noch fürs Vieh
verwenden und war daher auf dem Touristenmarkt nicht erhältlich.
Am Nachmittag sind wir dann zum Kloster Sera gefahren, dem zweitgrößten
Tibets. Einst lebten Tausende Mönche dort, heute sind es etwa 500. Das
Kloster hat in der Geschichte und Spiritualität Tibets eine wichtige
Rolle inne und die Besichtigung hat uns gut gefallen. Höhepunkt des
Besuchs sind die Mönche, die sich am Nachmittag im Debattieren üben.
Dazu bilden sich kleine Gruppen und ein stehender Mönch stellt in die
Runde eine Frage, die die sitzenden Mönche beantworten müssen. Je nach
Ergebnis gibt es dann verschiedene Reaktionen. Das Debattieren läuft in
einem sehr hoch entwickelten Tibetisch ab, vermutlich eine Sprache des
Klerus mit vielen Einflüssen des Sanskrit. Auch Sonam gab an nichts
verstanden zu haben. Das Debattieren schult den Geist der Mönche und
ist wieder und wieder eine Prüfung oder die Vorbereitung darauf,
vermutlich wird so auch eine Auslese getroffen wer sich
weiterentwickelt und wer nicht.
Wieder im Hotel haben wir uns etwas ausgeruht und wollen gleich in die
Stadt zum Essen. Morgen brechen wir unsere Zelte in Lhasa ab und die
Rundfahrt durch Tibet beginnt.