Eintrag vom 21.02.11
Gestern
Abend waren wir wieder auf der Straße essen, Nudelsuppe und Reis mit
Ente. Tony hatte dann noch Mai Tai und Bier für uns und nach einem
kurzen Spaziergang durch die heiße Stadt fielen wir trotz Ausschlafens
ins Bett.
Heute war es dann so weit, wir sind in den Elephant Kraal umgezogen.
Das Elephantstay, das als selbständiges Projekt unter der Foundation
läuft, wird von den zwei Australierinnen Michelle und Ewa betrieben,
fester Mitarbeiter im Team ist Paul, ein gestrandeter Engländer und
Ex-Kneipier. Die drei beherbergen alles, was Hilfe braucht, es gibt
Hunde aus australischen Auffangstationen, Papageien und einen Affen,
dem drei Gliedmaßen fehlen und der mit einem Kaninchen
vergesellschaftet wurde, das er heiß und innig liebt. Dem Affen kann
man durch das Gitter den Rücken kratzen, muss aber das Kaninchen
ignorieren, da er sonst eifersüchtig wird und seine Wut am Langohr
auslässt. Schon ein toller Zoo.
Im Kraal leben etwa 80 Elefanten, einige davon noch im Dienst, was wir
ja in den letzten Tagen schon gesehen haben. Die meisten sind aber in
einem höheren Alter und als Arbeisttiere wertlos, und genau für diese
wurde der Kraal gegründet. Um ihnen ein elefantengerechtes Leben bieten
zu können ist Zeit und Geld erforderlich, es arbeiten zahllose Mahouts
im Kraal, die sich um die Tiere kümmern. Einer von ihnen kommt aus
Kambodscha, hat seinen Elefanten durch eine Landmine verloren und
arbeitet nun hier, um auf einen neuen Elefanten zu sparen. Dieser
Mahout ist auf dem selben Niveau wie der Gründer der Foundation
Laithongrien Meepan, also ein Großmeister seiner Zunft.
Nach unserer Ankunft wurden wir Zeugen einer Mahout-Zeromie, die
Laithongrien Meepan durchführte. Insbesondere das markerschütternde
Brüllen der Elefantenbullen war extrem beeindruckend und man glaubt
gerne, dass die alte Kunst der Mahouts militärische Wurzeln hat
(Kriegselefanten).
Nach den ersten Einweisungen bekamen wir "unsere" Elefantendamen,
Ratris Dickhäuterin heißt Sinuwan, meine Jumpee (Nelli the
Elephant...jump, jump, jump!). Und wir starteten gleich zu unserem
ersten Ausritt, wobei natürlich immer ein Mahout hinter einem sitzt und
die Situation unter Kontrolle behält und wahrscheinlich auch steuert,
auch wenn wir fleißig verbal und mit den Füßen Kommandos geben. Nach
wenigen Hundert Metern ungewohntem Geschaukel waren wir am Fluss und
nahmen unser erstes gemeinsames Bad. Wenn der Elefant abwechselnd vorne
und hinten in die Knie geht, bis er komplett unter Wasser ist, ähneld
das irgendwie dem Bull riding. Es blieben aber alle oben und hatten
eine Menge Spaß.
Anschließend gab es Mittagessen, dann war Elefantenschrubben dran,
anschließend tränken und füttern und schließlich wieder ein Ausritt,
dieses Mal etwas länger und natürlich wieder mit einem Bad im Fluss.
Als wir schon fertig waren, unser Tag hier startet um 7Uhr und endet
gegen 17Uhr, kam ein Mahout und zeigte uns die Kunststücke seines
Schützlings. Tanzen, auf die Hinterbeine stellen, mit dem Rüssel winken
und als Hauptattraktion bekam jeder einen kräftigen Rüsselschmatzer auf
die Wange, inklusive Unterdruck und "plopp". Zum Totlachen!
Ich könnte noch endlos schreiben aber gleich gibt es Abendessen und wir
müssen auch erstmal die Gedanken sortieren. Uns gehts auf jeden Fall
gut hier und wir fühlen uns sehr, sehr wohl bei unseren Elefanten! Auch
der Rest der Gruppe ist nett, Australier, eine Kanadierin, Engländer,
ein Schotte, der für sechs Monate hier bleibt, und ein rumänischer
Journalist, der momentan nur reist.
Jumpee und Martin im Kraal