Spanien 2018 blog - 20.09.18
Und
wieder ein fauler Vormittag mit ausschlafen, lesen und einem späten
Mittagsimbiss zuhause. Dann liefen wir durch die Hitze um den Ort herum
um das hier ansässige Weinmuseum zu besuchen. Ein Weinmuseum in einem
900-Einwohner-Ort in der Rioja? Vermutlich eine Scheune mit einem
Traktor, einer Presse und drei Fässern? Weit gefehlt, das Weinmuseum
der Familie Vivanco ist ein Museum des Weines und der Weinkultur, ich
würde sogar eher sagen ein Weintempel. Folgerichtig wurde es von der
UNESCO als bestes Weinmuseum der Welt ausgezeichnet.
Wir hatten
via Internet eine Führung durch das Museum und die Weinkellerei
reserviert, in Englisch, wie wir dachten. Im Museum teilte man uns dann
mit die Führung sei in Spanisch, wir könnten aber in 10min an der
"Vivanco Experience" in englischer Sprache teilnehmen, d.h. unsere
Tickets stornieren und drei neue buchen. Um ehrlich zu sein war ich
doch etwas skeptisch für eine Weinkellerei samt Museum und Verkostung
von vier Weinen 43€ pro Person zu zahlen aber...aber...!
Es
handelt sich wie gesagt um einen Tempel, eine sehr sorgfältig und
aufwändig gestaltete Sammlung rund um die Weinerzeugung auf der ganzen
Welt und eine Privatsammlung von Kunstgegenständen, die religiös,
mythologisch oder weltlich motiviert mit Wein zu tun haben. Von
ägyptischen Grabplatten über griechische Amphoren und bleierne
Beschläge römischer Särge über die Kunst des Mittelalters bis hin zu
modernen Gemälden und Drucken. Da hängt ein Picasso gegenüber einer
Trilogie aus Lichtenstein, Miró und Warhol - es ist unfassbar. Für
Liebhaber eine noch größere Attraktion: Eine Sammlung von tausenden
Korkenziehern aus allen Epochen und allen Erdteilen, die vermutlich
ihresgleichen sucht.
Zwischendrin,
an sorgfältig ausgesuchten Plätzen, mal vor einer Panoramascheibe mit
Blick auf die Weinberge, mal im Gewölbe mit endlos vielen
Eichenfässern, verkostet man die schönen Tropfen, am Ende garniert mit
einem Tapa. Drei Stunden dauerte der Spaß, man mag davon halten was man
will, wir haben viel gelernt, es sehr genossen und nach gekühltem Joven
zum Menú del dia mal am versnobten Himmel der Gran Reservas zu
schnuppern ist doch auch nicht verkehrt. Zumal eine Flasche Reserva
hier gerade einmal mit 14€ zu Buche schlägt, einen wunderbaren Rosado
gibt es schon für 6€ - und das trotz Miró-Etikett auf dem Crianza.
Danach
erliefen wir uns den Ort Briones, der wie viele hier auf einem Hügel
thront und eine schöne Altstadt zu bieten hat. Noch immer war Fiesta,
wenn auch der letzte Tag, und am späten Nachmittag, für uns zur
Apero-Zeit, war Kinder-San-Fermin dran. Die Erwchsenen hatten aber
genau so viel Spaß daran vor den aufblasbaren Stieren zu flüchten und
spätestens als die "Schubkarren mit Hörnern", die in einem Fall
auch noch Wasser spritzen konnte, ausgepackt wurden, war das Spektakel
komplett.
Uns
zog es nach diesem ereignisreichen Tag aber in ein ruhiges und
gediegenes Restaurant ins nahe Haro, dem Epizentrum des Rioja-Weins und
in dieser Jahreszeit bevorzugten Ziel englischer Rentner auf
Prä-Brexit-Einkaufstour. Gebratene Blutwurst und gefüllte Paprika
schmeckten vorzüglich, dazu ein schöner Clarete, ein Wein der Rioja, je
nach Wahrnehmung ein sehr leichter Roter oder eben ein Rosé.