Nepal 2019 blog
21. Oktober
Parmaschinken, Yak-Käse und das NFMIM
Von
allen Hotels, die ich bis jetzt besucht habe, liefert das Dwarika's mit
Sicherheit ein Frühstücksbuffet der oberen 5% dessen, was man sich
vorstellen kann. Von hiesigen Leckereien über viel frisches Obst bis zu
europäischen Spezialitäten, die Besucher aus Asien verzücken und all
die trösten, die bereits am Ortsausgang von Wanne-Eickel oder Middle
Fritham vom kulinarischen Heimweh erfasst wurden. So konnte der
verwöhnte Gast zwischen weichem und krossem Frühstücksspeck wählen,
außerdem lockten Parmaschinken, echter französischer fromage und
Yak-Käse, der einem gut gereiften, heimischen Bergkäse sehr ähnlich ist.
Anschließend
beschlossen Ratri, Uwe und ich das Abenteuer zu wagen und unsere
geografische wie emotionale Komfortzone zu verlassen um das NFMIM, das
Nepali Folk Musical Instrument Museum, zu besuchen. Klingt nicht
schwierig? Nun ja. Zum Glück hatte ich bereits bei Trip Advisor eine
Bewertung gelesen, aus der hervorging, dass das Museum eigentlich nicht
zu finden ist. Also telefonierte ein Mitarbeiter des Hotels zunächst
noch mit der Einrichtung, ließ sich eine detaillierte
Anfahrtsbeschreibung geben, teilte diese dem Taxi-Koordinator vor der
Einfahrt mit und dieser gab sie an einen Fahrer weiter. Geografisch
grob angenähert, also im korrekten Stadtteil, fing der Fahrer dann an
zu telefonieren, erreichte aber das NFMIM nicht, da er meine "deutsch"
geschriebenen Zahlen der Telefonnummer falsch gelesen hatte (7 mit
Strich in der Mitte, 1 mit Haken oben). Nachdem ich den Irrtum
korrigiert hatte wurde erneut eine Verbindung aufgebaut, wir bogen von
der Hauptstraße auf einen unbefestigten Weg ab, hielten vor einer
Baustelle und unser Taxifahrer sagte etwas von "this area".
Tatsächlich mussten wir die Baustelle, die Restauration eines beim
Erdbeben schwer beschädigten Tempels, zunächst betreten und sahen dann
ein Schild, bald trat unweit des Schildes ein junger Mann aus dem
Gebäudeflügel und winkte uns zu. Wir hatten das Nepali Folk Musical
Instrument Museum gefunden!
Belohnt
wurden unsere Mühen mit über 200 ausgestellten Instrumenten aus der
über 600 Exponate zählenden Sammlung von Ram Prasad Kadel, der junge
Mann, vermutlich ein freiwilliger Museumshelfer, führte uns ein wenig
herum und demonstrierte dann noch drei Instrumente, die er selber
spielt, die Maadal (Trommel), Murchungaa (Maultrommel) und das Blatt
eins Baumes, der die Rudraksha-Früchte trägt, aus denen Gebetsketten
hergestellt werden. Beeindruckend auch das Archiv mit Tonbändern,
Kassetten und CDs, in denen Aufnahmen aus ganz Nepal zusammengetragen
wurden, vermutlich die umfassenste Sammlung dieser Art zur Bewahrung
des musikalsichen, kulturellen Erbes des Landes.
Abschließend
kauften wir noch das Kompendium "Musical Instruments of Nepal",
das Ram Prasad Kadel in vielen Jahren seiner Arbeit zusammengetragen
hat, und plauderten etwas mit unserem Gastgeber. Der Tempel, Tripura
Sundari wie die gleichnamige Königin aus dem späten 18. Jahrhundert,
gehörte zu einem Durbar, und wird jetzt von der Universität Kathmandu
restauriert. Zukünftig soll hier der Teil der Musikuniversität
untergebracht werden, der sich mit traditioneller Musik beschäftigt,
das Gebäude gehört also zum Campus. Aus diesem Grunde mussten wir uns
auch nach der Besichtigung des Museums noch als Besucher der
Universität eintragen, was uns mit Stolz erfüllt, außerdem sind wir
froh das Projekt durch Eintrittsgelder und Buchkauf etwas unterstützen
zu können.
Unser Taxi brachte uns dann zurück in die Komfortzone
des Parmaschinkens mit Yak-Käse und nun freuen wir uns auf ein
gemeinsames Abschlussessen - morgen werden wir dann getrennte Wege
gehen, Geli, Mike und Uwe nach Frankfurt, wir nach Kolkata.