Kreta 2023 blog - eine
Zeitreise
20.4. 2023 (Agios Nikolaos)
Nun ist es ein echter Urlaub, heute Nacht sind die Moskitos über mich hergefallen.
Es
ist einmal wieder Zeit für den Zeitreiseführer, den haben wir zugunsten
meines Tagebuchs von 1985 etwas vernachlässigt. Auch die gestern
besuchte Zeus-Höhle, dort als "Diktäische Grotte" bezeichnet, ist
beschrieben, und wurde von der Leserin besucht. Für mich überraschend
ist, dass bereits Mitte der 60er Jahre von "breiter Autostraße",
"Touristenpavillon" und einem "bequemen Fußweg bis zur Höhle" die Rede
ist, also doch alles nicht ganz neu? Auch bei der Beschreibung von
Agios Nikolaos ist zu lesen, dass 1963 die Bugalow-Siedlung "Minos
Beach" mit Tennisplätzen und Minigolfanlage eröffnet wurde, es lebten
also auch damals nicht nur Fischer, Olivenbauern und Schafhirten auf Kreta.
Dieses
"Minos Beach" konnten wir heute auf der Fahrt nach Norden auch
bewundern, es fällt natürlich nicht mehr auf, sondern ist eine
Anlage unter vielen. Unser Ausflugsziel war allerdings kein Strand
sondern die Festung Spinalonga auf der gleichnamigen Insel, errichtet
von den Venezianern, ab 1714 osmanisch, dann ab 1903 eine Leprastation
oder sagen wir besser eine Quarantäne-Insel. Hier nun manifestierte sich
wieder die Zeitreise, denn wir lesen: "...die Insel liegt verlassen da
und wird nur selten einmal von einer Aufsichtsperson oder von einer
Gruppe Touristen besucht."
Realität 2023 sind Busparkplätze,
frequente Bootsüberfahrten, Eintrittsgeld, Museums-Shop und "free
Wifi", aber hübsch und interessant ist Spinalonga und sind die Busse
weg verläuft sich der Andrang, zumindest in der Nebensaison.
Anschließend
besuchten wir die Taverna Giorgos in Plaka, dem Ausgangspunkt unserer
kurzen Überfahrt nach Spinalonga, eine Empfehlung von Kostas. Und
tatsächlich genossen wir ausgezeichnete Meze zum späten Mittag,
frittierte Zucchini, gebackenen Käse und das allgegenwärtige Dakos,
zwiebackartiges Brot mit Tomate und Feta.
Wieder in Agios
Nikolaos fügten wir dem heutigen Plan ein Ziel hinzu und hakten es prompt
ab: "Kleiner Strandspaziergang, barfuß durch das erfrischende Wasser des
Golfs von Mirabello". Und dann ein Kaffee beziehungsweise kretischer
Bergkräuter-Tee im Piano-Café "Migomis" über dem Voulismini-See, der
übrigens den Mythen und Legenden nach unergründlich ist, eine
unterirdische Verbindung nach Santorin (und damit fast bewiesen
Atlantis) besitzt und in dem am Ende des zweiten Weltkriegs die Nazis
allerlei Zeugs versenkten, vermutlich inklusive des berühmten
Nazi-Golds und dem Bernsteinzimmer. Natürlich wurde von all dem nie
wieder etwas gefunden aber Griechenland und vor allem Kreta ist reich
an Mythen und Legenden. Und schließlich sagt ein Sprichwort in
Griechenland "Glaube nie einem Kreter", denn diese behaupten ja
tatsächlich Zeus sei gestorben, und das kann ja nun wirklich nicht
sein...
Der
Abend endete mit gebackener Aubergine mit Feta, gegrillten Sardinen und
Huhn mit kretischen Nudeln in der Trip-Advisor-Hölle. Der Wirt ist als
Nummer 2 von Agios Nikolaos bewertet und strebt nach Platz 1, daher
wurden uns neben gutem Essen und viel Aufmerksamkeit auch zwei
Nachspeisenteller aufs Haus und ein nicht versiegender Raki-Strom
zugedacht, der, nach der heutigen Fast-Pause, den morgigen Start in
einen weiteren häkchenreichen Kostas-Tag hoffentlich nicht verzögern
wird...