Kreta 2023 blog - eine
Zeitreise
19.4. 2023 (Agios Nikolaos)
Regel
Nummer 9: Schafe links und rechts des Weges müssen rechtzeitig angesagt
werden. Um die Fahrerin/den Fahrer nicht zu verwirren muss die Ansage
mit "Schaf" beginnen und keinesfalls mit "rechts" oder "links". Wer
Schafe übersieht bekommt einen Haken abgezogen. Wer ein Schaf mit einem
anderen Tier verwechselt bekommt einen Haken abgezogen. Wer ein Schaf
mit einer Ziege verwechselt bekommt zwei Haken abgezogen. Wer ein Schaf
mit einer Amphore verwechselt muss aus dem Auto aussteigen und einen
Tag aussetzen. Regel Nummer 9 gilt nicht für die Fahrerin/den Fahrer.
Heute
war Höhlen-Tag, wir begannen mit der Eileithyia-Höhle unweit von
Iraklio, in der vermutlich schon in der Zeit vor der Götterwelt der
griechischen Antike "Potnia thera" (Herrin der wilden Tiere) verehrt
wurde, wie eine Inschrift in Linia-B-Schrift aus Knossos belegt. Die
Höhle war in gewisser Weise verschlossen, andererseits auch wieder
nicht, also irgendwie im Sinne der Wissenschaft schon zugänglich, und
dank der von Tom, äh, Kostas mitgebrachten Taschenlampen konnten wir
sie ganz allein und ungestört erkunden und in unserem Lichtkegel ein
Bild der uralten Göttin aufnehmen.
Weiter
ging es auf die herrliche Lasithi-Hochebene mit ihren Windmühlen und
Schafen, auf der wir dann auch Regel Nummer 9 entwickelten. Dort
erreichten wir nach dem Mittag die Dikteon Andron, die oder besser eine
der Geburtshöhlen des Zeus, die zu besichtigen aber eher ein
naturkundliches denn ein mythologisches Erlebnis ist. Nach dem großen
Parkplatz mühten wir uns noch etwa 800m den Berg hinauf, ohne ein
fieilgebotenes Esels-Taxi zu nehmen, und stiegen dann nach Entrichtung
eines kleinen monetären Opfers an die Götter in den Schoß der Erde
hinab.
Nun
waren wieder kulinarische Zielsetzungen an der Reihe, zunächst eine
Taverne, die traditionelle kretische Nudeln anbietet, die aber leider
geschlossen hatte, dann besuchten wir die Olivenölmühle der
Familie Lyrakis nahe Sisi, ein Tipp von Arbeitskollege Matthias, der
dort vor nicht allzulanger Zeit das leckere Öl und die noch leckerere
Olivenpaste erworben hatte. Die deutschsprachige Mitarbeiterin der
Familie hat lange in Köln gelebt, ihr Sohn lebt immer noch dort, sie
ist nun nach Kreta zurück gegangen, da ihre Rente für das Leben in
Deutschland nicht reicht. Sisi, Schicksalsjahre einer
Olivenbäuerin...?!?
Nach kurzem Stopp beim Kloster
Georgios Selinari fuhren wir nach Agios Nikolaos und trafen uns dort
nach einem Telefonat mit Mr. Makis, dem Mitarbeiter von Mr. Alexis, der
uns unser Appartement für die kommenden zwei Nächte vermietet. Nicht so
modern wie das in Iraklio sondern etwas musealer eingerichtet, oder
sagen wir mal authentischer bewohnt, wird es unsere gemütliche und
großzügige Bleibe sein. Unser Abendessen nahmen wir am Voulismini-See
von Agios Nikolaos ein, eine Art rückwärtiges Hafenbecken, gesäumt von
vielen Restaurants, wieder eine Party-Meile erster Güte. Riesige
Grillplatten voller Gyros, Souvlaki und Lamm wurden herumgetragen,
Heerscharen von Personal kümmern sich um die Gäste, Feuersäulen und
Heizpilze vertreiben die Kühle der Aprilnächte, Musik dröhnt, viele
junge Menschen flanieren und tragen ihr Äußeres zur Schau, es wird
gefeiert und gelebt und wir aßen kretisches Gyros, Kaninchen-Stifado
und gegrillten Haloumi mit kretischem Salat wie die sprichwörtlichen
Götter in Griechenland!