Iran 2017 Tagebuch - 28. Oktober

Und noch ein weiterer wunderbarer Tag im zauberhaften Isfahan! Zunächst besuchten wir die Sheiekh Lutfullah Moschee, die zusammen mit der Rosen-Moschee in Shiraz zu den zwei schönsten Irans gezählt wird. Manche halten diese in Isfahan für die schönste der Welt und ich würde das glauben. Tritt man in die große Kuppelhalle stockt der Atem, prachtvoll ausgestattet und mit einem Pfau am höchten Punkt der Kuppel, der einen goldenen Schwanz aus Licht besitzt. In mein Notizbuch habe ich geschrieben: Die Wunder der Welt! Ein Rausch aus Ornamentik. Raumgewordene Ästhetik.

Anschließend schlenderten wir zur großen Moschee, ebenfalls ein prächtiger Bau mit etlichen Besonderheiten. Hier konnten wir auch erleben mit welchem Aufwand die Instandhaltungs- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt werden, inklusive einer gigantischen Form zum Fertigen eines Achtelsegments der großen Kuppel.

Nächster Programmpunkt war der Ali Qapu Palast, in diesem sechsstöckigen Gebäude waren in früher safavidischer Zeit Rathaus und Regierungssitz des Königs angesiedelt. Das Gebäude wurde stetig erweitert und insbesondere die Holzdecke des Vorderbaus ist eine wahre Pracht. Man merkt jetzt aber vermutlich, dass meine Beschreibungen der Realität nicht mehr gerecht werden können, da mir Adjektive, Adverben und auch die Konzentration ausgehen. Der frisch gepresste Granatapfelsaft im Garten des Palastes war daher höchst willkommen und mobilisierte letzte Reserven, um den Chehelsotoon Palast zu besuchen.

Bekannt ist das Bauwerk unter dem Namen "Vierzig Säulen Palast", denn chehel heißt vierzig, allerdings besitzt der Palast keine vierzig sondern zwanzig Säulen. Nimmt man das Spiegelbild hinzu sind es vierzig, oder der Name wird einfach falsch übersetzt, denn chehel heißt auch "viele" und das passt. So hatte Alibaba ja auch nicht nur vierzig Räuber sondern viele. 1000 ist übrigens unendlich, deshalb sind es die Geschichten aus 1001 Nacht, die 1001. wendet die Unendlichkeit ab und lässt sich wieder zählen. Auch dieser Palast ist einfach nur großartig und mit vielen einst geschändeten Wandgemälden ausgestattet, die nun wieder restauriert und gezeigt werden. Auch der umgebende persische Garten ist sehenswert.

Und dann war es geschafft, 14 Tage volles Programm, eine Flut von Eindrücken und Fakten aus über 2500 Jahren, ein Feuerwerk für alle Sinne! Zur Belohnung gingen wir heute wieder richtig typisch iranisch essen, also da, wo vor allem die jungen Iraner hingehen: Atour Kentucky-Pizza hat alles, was sich frittieren lässt, jede erdenkliche Sorte Pizza und eine fulminante Auswahl an Burgern. Wir hatten den Crazy-Burger und eine mit Käse überbackene Pommes, so eine Art Pommes-Pizza. Das ist eben auch Iran 2017.

Den Rest des Tages nahmen wir Hooman erneut als Einkaufsbegleiter in Anspruch, wir zum Beispiel gaben unser letztes Geld und sogar etwas mehr für Pistazien und Kardamom aus. Nett war die kurze Begegnung mit einer anscheinend in Deutschland lebenden Iranerin beim Walnusskauf, die uns versicherte ihre Schwester meine die Nüsse von Aldi seien deutlich leckerer als die aus Iran. Auch einen Handwerker, der Tücher aufwändigst mittels Holzstempeln bedruckt, besuchten wir nach gestern ein zweites Mal. Zum einen waren noch Wünsche offen, zum zweiten ließen wir einige T-Shirts und Stofftaschentücher mit einem sehr schönen Fravahar-Motiv (dem zoroastrischen Symbol) nebst achämeniden-König stempeln, ein originelles und hübsches Souvenir.

Am Abend werden wir wieder etwas traditioneller aber dafür ausschließlich unter Touristen essen gehen, anschließend gibt es sicher einen Kaffee und ein Eis und wir schlendern noch einmal etwas wehmütig über den Meydan, den Imam-Platz.

Meydan Isfahan

Zwar ist morgen noch ein kompletter Urlaubstag aber abgesehen von zwei Besichtigungen auf dem Weg wird es ein Fahrtag nach Teheran werden. Die anschließende Nacht wird kurz, denn am Montagmorgen müssen wir sehr, und ich meine wirklich sehr früh zum Flughafen. Da es ausgerechnet im Hotel in Teheran mit dem Internetzugang etwas komplizierter und auch instabiler war wird es morgen keinen unmittelbar veröffentlichten Tagebucheintrag geben. Auf der anderen Seite ist es mir jetzt aber noch zu früh für ein Resümee, denn da ich weiß, wie dieses ausfallen wird, würde ich mir nach dem Verfassen am letzten Abend in Isfahan eine Abschiedsträne verdrücken müssen, und dazu sind diese Stadt und dieses Land einfach viel zu schön. Also am Montag noch einmal reinschauen!


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