Iran 2017 Tagebuch - 27. Oktober

Meine Güte, wir haben heute Morgen um 8:40Uhr das Hotel verlassen und jetzt liege ich nach 13 Stunden wieder auf dem Bett und schreibe. Isfahan schafft uns.

Ich fasse mich also aus verständlichen Gründen etwas kürzer. Zunächst sahen wir uns die Jame-(Freitags/Gemeinschafts)-Moschee an, das ehemalige Stadtzentrum und nun ein über 1000 Jahre alter Komplex aus verschiedensten Gebäuden mit insgesamt 440 kleinen und großen Kuppeln. Atemberaubend!

Als nächstes die Vank-Kathedrale im armenischen Viertel, eine prächtige christliche Kirche, neben den Zoroastriern sind auch die Christen im Iran geduldet. Neben der Kathedrale befindet sich ein armenisches Museum, das die Kultur und Geschichte dieses Volkes beleuchtet und wunderschöne Ausstellungsstücke aufweist, vor allem Bücher. Ein Schwerpunkt ist der Völkermord vor ca. 100 Jahren und dieses Wort wird hier auch offiziell benutzt, auch wenn es den tobenden Mann am Bosperus, immerhin Irans Nachbar im Nordwesten und aufgrund in manchen Punkten identischer Interessen auch Verbündeter, nicht freuen dürfte.

Anschließend folgte ein Programmpunkt, den wir uns gewünscht hatten, und der natürlich prompt in den Ablauf eingebaut wurde, das Isfahan Musik Museum, eine von Musikern betriebene, private Sammlung von verschiedensten Instrumenten des hiesigen Kulturkreises. Uns wurde eine sehr informative Führung gegeben, bei der etliche Instrumente vorgeführt wurden, der absolute Höhepunkt war dann aber ein ca. 30min langes, kleines Konzert von einem der beiden Meister mit drei seiner Schülerinnen und Schüler. Gespielt wurden von links nach rechts
Isfahan MuMu

Die Musiker gehen demnächst auch wieder in Europa auf Tournee und wir haben unsere Email-Adressen eingetragen um informiert zu werden, vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen. Anschließend gab Hassan noch eine Runde Tee und Kaffee im kleinen Restaurant des Museums aus, da er uns am Abend verlassen musste. Der Gesundheitszustand seiner Mutter gibt Anlass zur Sorge und er fährt noch in der Nacht weiter nach Teheran.

Nächster Programmpunkt: Die 33-Bogen-Brücke über den ewigen Fluss. Und dann der Hasht Belesht Palast, in dem die acht Musen Shah Abbas II. gewohnt haben (hasht = 8). Prächtig ausgestattet, schöne Kuppeln und alle Gemächer individuell gestaltet. Da Freitag ist war der Park um den Palast voller Familien und sonstiger Gruppen, die sich zum Picknick trafen, grillten und gemeinsam Wasserpfeife rauchten. Diese öffentliche Picknick-Kultur ist großartig, man trifft sich im Park und verbringt entspannt den Tag miteinander, isst, lacht und die Kinder spielen.

So langsam waren wir ziemlich k.o. und hungrig, zumal der Essensduft der Picknicker uns im Nacken saß. Aber da war ja noch ein Programmpunkt, den wir in den letzten Tagen gemeinsam entwickelt hatten, und den umzusetzen langsam an der Zeit war, zumal Hassan sonst  nicht mehr hätte dabei sein können. Ein typisch iranisches Essen, also richtig typisch, wir gingen in ein darauf spezialisiertes Restaurant und verspeisten zwei Schafsköpfe.

Halt, was da gerade bei Euch abläuft ist wieder Kopfkino! Ausschalten! Die Köpfe werden in der Küche in ihre essbaren Bestandteile zerlegt und dann serviert, es sieht also nicht aus wie bei Indiana Jones! Es schmeckte wie man sieht vorzüglich und Auge in Auge mit dieser Leckerei genossen wir unser letztes Essen zu siebt, die Reisegruppe ist in den vergangenen 14 Tagen zu einer kleinen Familie zusammengewachsen und wir hatten viel Spaß. Und bei Euch läuft wegen der Augen schon wieder das Kopfkino, oder?

Schafskopf in Isfahan

Zum Sonnenuntergang liefen wir dann zu einer anderen Brücke und lauschten den dortigen "Sonnenuntergangssängern", dann fuhren wir zurück zum Hotel und verabschiedeten unseren Hassan.

Für uns endete der Abend dann rund um den gewaltigen Imam-Platz. Noch ein schönes Eis, ein Capuccino und etwas einkaufen, ein wunderwunderwunderschönes Backgammon-Spiel mit Intarsien (Khatam) ging uns ins Netz. Kurz vor der Kaufentscheidung pfefferte Ratri testweise die Würfel in das Spiel und es lagen zwei Sechser, Hooman und ich stellten beide nocheinmal fest, dass wir als Gegner nicht mehr zur Verfügung stehen...


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