Iran 2017 Tagebuch - 26. Oktober
Abschied von Persepolis, aber wir blieben den Achämeniden treu. Nach etwa
einer Stunde Fahrt Richtung Norden besuchten wir die Ausgrabungen der
antiken Stadt Pasargad mit dem Grabmal Kyros II. (des Großen), dem 7. König
der Dynastie. Kyros der Große war einerseits ein Eroberer aber auch
derjenige, der das große Reich zu einer Einheit formte, und zwar nicht durch
Unterwerfung sondern durch die Duldung und sogar Förderung der regionalen
Sprachen, Kulte und Traditionen. So verfasste er die legendäre Kyros-Rolle
nach der Eroberung Babylons in der Sprache der Bewohner, der Inhalt
legitimierte ihn als Herrscher von Gnaden Marduks, des babylonischen Gottes.
Wenn man so möchte war Kyros der Vordenker einer Völkergemeinschaft der
Regionen, ein Modell, das zu realisieren in der EU möglich gewesen wäre bis
sich die besorgten Bürger etlicher Länder Kraft ihrer von Egoismus trunkenen
Spatzenhirne begannen Sorgen zu machen und das "ich als erstes"-Geschrei der
Spatzenanführer erhörten. Etwas weiter in dieser Frage war schon Alexander
der Große, der das Grabmal Kyros II. mehrfach besuchte und es nach Einnahme
des achämenidischen Reichs von seinen Soldaten bewachen ließ.
Kyros' Geburtstag jährt sich übrigens in drei Tagen und da sich eventuell
viele Iranerinnen und Iraner vornehmen könnten diese archäologische Stätte
an einem symbolischen Tag der alten Zeit zu besuchen wurden bereits heute
allerlei Vorkehrungen getroffen, um auf den eventuellen Besucheransturm
vorbereitet zu sein.
Unsere Picknickpause kurz vor Sourmaq war dann ausgesprochen nett, zum einen
entdeckten wir in einer der dortigen sanitären Einrichtungen einen durchaus
berechtigten Warnhinweis, der uns wieder einmal vor Augen führte, dass man,
egal was passiert, nie der Erste und schon gar nicht der Einzige ist.
Zum anderen lernten wir Hassans Schwiegertochter kennen, die hauptsächlich
am Flughafen in Teheran arbeitet aber manchmal auch Reisegruppen betreut.
Dank moderner Kommunikationstechnik wurden die Pausen auf genau diesen
Rastplatz koordiniert und es gab ein kurzes aber herzliches kleines
Familientreffen.
Zum Sonnenuntergang trafen wir dann in Isfahan ein, das hier Esfahan heißt,
keine Ahnung warum im Deutschen für die Es immer Is verwendet werden. Die
Stadt erscheint uns auf den ersten Blick sehr grün und genau so blitzsauber
und aufgeräumt wie der Rest des Landes zu sein. Zu diesem Eindruck passt
auch unser Hotel Setareh, in dem wir gerne drei Nächte bleiben und uns einer
der schönsten Städte der Welt widmen werden.
Nach einer kurzen Pause genossen wir zunächst ein wieder herrliches
Abendessen und dann einen Bummel über einen der schönsten und imposantesten
Plätze, den wir jemals gesehen haben. Die Innenstadt war aufgrund des
Freitags (=Sonntag) sehr belebt, überall genossen die Menschen ihren Ausflug
in die große Stadt, picknickten auf den Grünflächen, saßen vor den
Straßencafés und Restaurants oder schlenderten durch die Arkaden am
Imam-Platz. Die ersten fünf Stunden in Esfahan waren bereits verzaubernd und
fantastisch!