Iran 2017 Tagebuch - 23. Oktober

Ich hatte gestern vom simpel gestrickten Belohnungszentrum geschrieben aber auch andere Mechanismen des Gehirns sind einfach. Zum Beispiel Kopfkino. Großmeister der Erzählkunst wie ich vermögen es das Kopfkino beim Leser durch nur drei Worte einzuschalten. Bereit für dieses Experiment?

Ja, ich möchte Kopfkino durch nur drei Worte

Und, hat es geklappt?

Kommen wir zum heutigen Tag. Es stand eine lange Etappe an, etwa 550km, daher frühstückten wir pünktlich um 7Uhr und starteten den langen Treck nach Westen. Die Fahrt verlief zügig, ein erster Höhepunkt war nach ca. 300km ein kleiner Pass, von dem wir einen fantastischen Blick auf den Salzsee Daryacheh-je-Bakhtegan hatten. Salzsee ist allerdings irreführend, der See ist weg, das Salz ist noch da.

Vor Estahban sahen wir riesige Feigenplantagen, wie auf den Kanaren ist hier jeder Baum von einem kleinen Steinwall umgeben, der vermutlich vor Erosion und Austrockung durch den Wind schützt. Im Ort hielten wir dann unsere Mittagspause ab und genossen aus dem Hotel mitgenommene Kuku (Kartoffeltortilla) mit Tomate, Gurke und Zwiebel im Fladenbrot.

Kurz vor Sarvestan, wir befanden uns nun in der Provinz Fars, also dem eigentlichen Persien, nebenbei bemerkt ist Persien in Iran wie Holland in den Niederlanden, stand dann wieder eine ganz besondere besondere Besichtigung an: Die Überreste eines sassanidischen Palasts von Bahram II. (3. Jahrhundert), einer der ganz wenigen erhaltenen Kuppelbauten aus vorislamischer Zeit.

Sarvestan Palast

Wie es der Zufall so wollte wurden am Palast gerade Filmaufnahmen durchgeführt und da wir die einzigen Touristen waren kam was kommen musste, ein Interview. Höchst interesssant waren die drei Fragen, die uns gestellt wurden:

  1. Wie gefällt Euch das Monument?
    plausibel, wir standen ja davor
  2. Wie gefallen Euch die Iraner?
    irgendwie auch plausibel, wir bereisen ja das Land
  3. Wie gefallen Euch die Pistazien?
    Hääää???

Auf Frage 1 und 2 konnte ich problemlos und wahrheitsgemäß antworten und den Sassaniden sowie den heutigen Iranerinnen und Iranern "Danke" sagen. Gelis eloquente Antwort auf Frage 3 kann ich nur bewundernd zur Kenntnis nehmen. Wie und ob das entstandene Material genutzt wird entzieht sich unserer Vorstellung, Frage 1 und 2 legen einen touristischen Hintergrund nahe, denke ich über Frage 3 nach sollte man vielleicht eher auf der grünen Woche beim Verband der iranischen Pistazienerzeuger die Augen offen halten.

Am späten Nachmittag bezogen wir dann das angenehme Hotel Aryo in Shiraz, das uns nun zwei Nächte beherbergen wird. Nach dem Abendessen schlenderten wir noch etwas in der Umgebung herum, tranken einen Espresso und staunten über das geschäftige Treiben in und vor den endlos vielen Geschäften. Morgen werden wir die Stadt der Rosen, Nachtigallen und Dichter (früher auch dichter Dichter...Shiraz) genauer erkunden - wir freuen uns darauf!


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