Iran 2017 Tagebuch - 21. Oktober

Heute Morgen konnte Uwe das Elektrik-Rätsel von Zimmer 433 (unserem Zimmer) lösen. Gestern Abend hatten wir festgestellt, dass, wenn man sich auf Ratris Bett setzt, das Deckenlicht ausgeht. Erhebt man sich, geht es wieder an. Magie? Wohl nicht. Druckschalter im Bett? Kein Kabel. Druckschalter mit Funk? Nichts gefunden. Etwas ratlos schliefen wir ein. Die Lösung war dann ganz einfach wenn man einmal darauf gekommen ist, ein Schalter hinter dem Bett, der zufällig durch die sich bewegende Matratze betätigt wurde. Langweilig. Aber David Copperfield hat die Freiheitsstatue ja auch nicht wirklich verschwinden lassen.

Wir starteten pünktlich und verließen Yazd in Richtung Südwesten, immer den Schildern nach Kerman folgend. Unterwegs sahen wir viele, sehr große Pistazienplantagen sowie etliche Geschwindigkeitsmessungen, man sollte es in Iran mit dem zügigen Vorankommen nicht übertreiben. 400km weiter, südlich von Kerman, fuhren wir auf etwa 2000m Höhe und sahen etliche hübsche, moderne und aufwändige Häuser, die den reichen Städtern für die Sommerfrische dienen. Die umgebenden Berge sind hier immerhin 4000m hoch und die Temperatur ist spürbar geringer als noch wenige Kilometer vorher. Auch eine rot-weiß gestrichene Windmühle hat sich hier jemand errichtet, ein etwas bizarrer Anblick.

Etwa 40km südlich von Kerman liegt unser heutiges Etappenziel Mahan. Nach dem Einkauf des obligatorischen Picknick-Materials, heute wieder mit einem ganz anderen als den uns bekannten Fladenbroten sowie wunderbaren Weintrauben, fuhren wir zum Baq-e Shahzade (Prinzengarten), verspeisten zunächst unsere Leckereien und sahen uns dann diesen typischen, persischen Garten aus dem späten 19. Jahrhundert an. Umgeben von Mauern liegt ein symmetrisch und in einer Schräge angelegter Garten mit Fontänen inmitten einer Wüste, gespeist von Wasser aus den Bergen, hergeleitet über einen Qanat, wie wir ihn gestern im Museum ausführlich kennengelernt haben. Nach Stunden der steinig-sandig-kargen Landschaft plötzlich Unmengen fließenden Wassers und sattes Grün - fantastisch!

Am oberen Ende des Gartens befindet sich ein Kushk (daher kommt unser Wort Kiosk), Sommerresidenz des Prinzen, Wohnräume für Personal und Stallungen.

Baq-e Shahazade (Prinzengarten)

Im Ort Mahan selber besuchten wir dann das Mausoleum des Shah Nematollah Vali, eines Sufimeisters des 15. Jahrhunderts. Bereits kurz nach seinem Tod wurde ihm ein Mausoleum gebaut, das in den folgenden Jahrhunderten immer wieder erweitert und zunehmend prachtvoller ausgestaltet wurde. Im Raum des Sarges Nematollahs sang dann ein alter Mann seine Verehrung für Ali. Aufgrund seiner tiefen Hingabe, sonoren Baritonstimme, freundlich blitzenden Augen und der Akustik des Kuppelbaus ein ebenso schönes wie anrührendes Erlebnis.

Anschließend bezogen wir unser brandneues, noch nicht komplett fertiggestelltes aber wunderbares Hotel Eyvan. Bei einem kleinen Spaziergang durch den Ort fanden wir sage und schreibe zwei Musikalienhandlungen, eine hatte geöffnet und wir konnten uns etliche traditionelle iranische Trommeln und Saiteninstrumente ansehen. Außerdem konnte ich meinen schweren Musikentzug etwas lindern und eine Yamaha Gitarre anspielen sowie als ganz besonderes Souvenir ein Notenheft erwerben, inklusive iranischer Meldoien aber auch Jingle Bells und Malaguena (ein Flamenco).

Abschließend fuhren wir zum Essen, wieder ein anderer Typ Restaurant, dem kleinen Provinzort angemessen etwas weniger schick, aber serviert wurde uns neben leckeren Kebabs und Hühnchen der bis jetzt beste Dugh der Reise, selbstgemacht und nicht aus der Plastikflasche, etwas säuerlich und leicht moussierend.

Und nun freuen wir uns auf eine erfrischende Nachtruhe bei frischer Luft und frischen Temperaturen, 2000m über dem Meeresspiegel und Wüstenklima lassen sich nicht wegdiskutieren.

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