Iran 2017 Tagebuch - 18. Oktober
Heute morgen herrschte im Speiseraum emsige Betriebsamkeit, um kurz vor 8Uhr
war ein Bus einheimischer Touristen angekommen und deren Aufenthalt begann
mit einem Frühstück. Die beiden älteren Damen aus Hannover und München, so
wie ich verstanden habe passionierte Iranreisende und zu zweit mit einem
Führer unterwegs, verabschiedeten sich von uns und wir wünschten uns
gegenseitig noch viel Freude bei unseren jeweiligen Touren. Wie wir heute
lernen sollten sind aber nicht alle Urlauber organisiert, in Begleitung und
mit vorgebuchten Hotels unterwegs. Schon in Teheran hatten wir beim Geld
wechseln eine alleinreisende junge Deutsche kennengelernt, heute trafen wir
dann ein Paar, das sein Visum problemlos ohne Angabe von Route und
Quartieren bekommen hat und in Bed and Breakfast Unterkünften, Hotels und
Guesthouses wohnt, und zwar mit spontanen telefonischen Reservierungen. Auch
das ist also in Iran 2017 möglich, wieder etwas für den lila Eimer. Welche
Art zu Reisen man bevorzugt ist natürlich Geschmackssache.
Für uns standen heute zwei Ausflüge auf dem Programm, zunächst nach Süden
durch die atemberaubende Landschaft der Kavir in die kleine Oase Bayaziyeh.
Dort sahen wir uns eine imposante Befestigungsanlage an, deren Gründung auf
die sassanidische Zeit vor etwa 1600 Jahren zurückgeht, die nach wie vor zum
Teil bewohnt und wieder mehr und mehr instandgesetzt wird. Das nächste Ziel
war das Dorf Garmeh, in dem wir zunächst im Guesthouse eines bekannten
Malers auf Tee und Datteln einkehrten. Danach unternahmen wir einen
Spaziergang durch den Palmenhain, in dem wir Dattelpalmen aber auch
Granatapfel, Pistazien und andere Nutzpflanzen sowie natürlich das
Bewässerungssystem ansahen. Der Ursprung der kleinen Kanäle liegt in einer
Höhle, es handelt sich also um frisches, nur leicht salzhaltiges Quellwasser
aus den angrenzenden Bergen. An der Quelle hatte ein altes Ehepaar seinen
Teppich ausgebreitet und verkaufte Schmuck aus Bergmandelkernen, Körbe,
Dattelsirup und andere Kleinigkeiten. Zarte Vorboten des sich entwickelnden
Tourismus, wir haben das Gefühl Iran zum absolut richtigen Zeitpunkt zu
besuchen.
Zum Picknick fuhren wir heute in unser Hotel und machten es uns soweit uns
das möglich ist auf einem Tacht gemütlich, also einem etwa 2x2m großen
"Sofa". Am Tisch nebenan saß eine Reisegruppe junger Iraner, vermutlich aus
einer Großstadt, die Mädchen trugen bunte Kopftücher und diese weit auf den
Hinterkopf gerückt, und beobachtete uns mit sichtlicher Belustigung. Auch
ein Akt der Völkerverständigung, man macht sich eben mal zum Affen.
Der zweite Ausflug führte uns dann nach Norden zu den Sanddünen bei Mesr,
die uns als Kulisse für den Sonnenuntergang dienten. Sonnenuntergänge auf
einer Sanddüne sind immer wunderschön, still und friedlich. Hassan reichte
danach Heißgetränke und fuhr uns anschließend, augenscheinlich beflügelt
durch iranische Musik oder die Dunkelheit, in rasantem Tempo zum Hotel
zurück.
Zum Essen bekamen wir heute wieder leckere Kebabs mit Gemüse und Safranreis,
nun sitzen wir mit der bereits erwähnten Gruppe Jugendlicher im
Aufenthaltsbereich unseres Hotels. Die Kopftücher sind zum Teil etwas
verrutscht und alle haben Spaß mit ihren Smartphones, die tun, was sie
können, oder sonderbarerweise auch mehr. Iran 2017 ist einfach ein
faszinierendes und spannendes Land, in dem wir schon viel entdeckt haben und
noch viel mehr entdecken werden.
Morgen fahren wir dann weiter nach Yazd - wir sind schon gespannt auf dieses
nächste Kapitel der Reise!