Iran 2017 Tagebuch - 17. Oktober
"Sleeping is always good but waking up is difficult" [Hassan der
Weise]
Es ist doch nie verkehrt einen Philosophen als Fahrer zu haben, der zudem
noch ein mobiles Café betreibt und das weltbeste Picknick kredenzt!
Der heutige Tag führte uns nun in die Wüste Dasht-e Kavir, von Damghan gen
Süden, zunächst noch durch das Gebirge, ab Moallemann dann in der Ebene der
eigentlichen Salzwüste. Wir sahen die ersten Kamele des Urlaubs im Staub der
Landschaft, denn es blies ein sehr starker Wind von Westen, der die Fahnen
auf den LKW quer zur Fahrtrichtung flattern lies. Die Landstraße war in
ausgezeichneten Zustand und erlaubte ein durchaus zügiges Vorankommen, ein
Umstand, der sich in relativ kurzen Reisetagen äußert. Dadurch reicht zum
einen ein Frühstück um 8Uhr, zum anderen sind wir am zeitigen Nachmittag am
Ziel und können beim Sonnenuntergang die Seele baumeln lassen.
In Jandaq, einem kleinen Oasenstädtchen, sahen wir uns eine etwa 2000 Jahre
alte Befestigung an, die nach wie vor instandgehalten und bewohnt wird. Zu
Hoomans Überraschung, er war schon zahlreiche Male dort, fanden wir inmitten
der Anlage ein kleines Hotel mit zauberhaftem Innenhof, winzigen Zimmern und
großzügigen Badanlagen, für die kommenden Reisegruppen durchaus eine
Alternative.
Im Ort wurden dann Lebensmittel eingekauft und wir rasteten am
Picknickplatz, der inklusive Frischwasser und Toilettenanlage anscheinend zu
jedem Zentrum gehört. Am benachbarten Platz rollte dann eine Großfamilie
ihren Teppich aus und begann ihr Mittagessen zu kochen, Zeit für
Völkerverständigung und Gruppenfotos. Die Familie stammt aus der Provinz
Golestan im Norden Irans, unsere Gesprächspartnerin ist Englischlehrerin und
hat ihren Abschluss in englischer Literatur abgelegt, und das ohne
englischsprachige Bücher mit Lehrmaterial ausschließlich auf dem Smartphone.
In Khor angekommen war dann wieder Zeit für den lila Eimer. Laut Reiseführer
gibt es in Iran keinen Kaffee, außer in guten Hotels Pulver. Und laut
Insiderquellen keine Schokolade, weshalb diese ein geeignetes Mitbringsel
sei. An der Tankstelle im kleinen Wüstenstädtchen Khor gab es hervorragenden
Espresso und dazu weiße Schokolade, jede Art von süßer Versuchung liegt
zudem im Regal. Und noch etwas ist lustig: Während in Indien immer wir in
den Spezialläden verschwanden und mit Einkäufen herauskamen, die unsere
Begleiter in Erstaunen versetzt haben, ist es hier Hooman, der tütenweise
seinen Durst auf (alkoholfreies) Bier stillt während wir mit dem
Joghurt-Minz-Getränk "Dugh" (oder ge-englischt "Doogh") oder Tee glücklich
sind.
Am frühen Nachmittag bezogen wir dann unser zauberhaftes und gemütliches
Hotel "Bali", saßen mit unserer Wassermelone im Innenhof, griffen dann gerne
bei Tee und Kaffee zu und während ich diese Zeilen schreibe lernt Hooman
Ratris magische Kräfte beim Backgammon kennen, die sie normalerweise
unschlagbar machen...