6. Februar
Den
heutigen Tag verbrachten wir zusammen mit unserem uns bekannten und dringend
gewünschten Naturalisten Gudda mit zwei Safaris in Bandhavgarh, die komplett
von der Tigersuche dominiert wurden. Während vor zwei Jahren die Botschaft
noch klar lautete, dass Tiger nun mal selten seien, man sich aber auch an
den vielen anderen Spezies und der Natur an sich erfreuen kann und vor allem
sollte, wurde nun anscheinend alles auf die Erwartungshaltung der gut
zahlenden Besucher ausgerichtet. Ich denke ebenso wie Park Management und
Tiger Management ist auch Touristen Management nicht einfach.
Früh am Morgen gilt es einfach schnell und am besten der erste Wagen zu
sein, denn dann sieht man die frischen Spuren der Großkatzen im weichen Sand
der Wege und kann herauslesen wo sich die Tiere aufhalten könnten. Danach
gilt es den Alarmrufen zu lauschen, bleiben diese aus hilft nur noch Glück.
Heute wurden von anderen Fahrzeugen hier und da Tiger gesehen, die im
Unterholz verschwanden, eine richtige Beobachtung mit Fotos war aber nicht
dabei. Höhepunkt für uns war eine Gruppe von etwa 100 großen Geiern, die auf
einer freien Fläche saßen oder darüber kreisten. So viele dieser Vögel auf
einmal hatten wir beide noch nie gesehen.
Am Nachmittag folgte Gudda den frischen Spuren einer Tigerin und ihrer fast
erwachsenen Jungen, fand aber auch Spuren eines Tigers. Uns folgte ein Wagen
vom Treehouse Hideaway, den Karen steuerte, unser dortiger Naturalist vor
zwei Jahren, da er fest an Guddas Erfolg glaubte und seinen Touristen bei
deren letzter Chance noch eine Großkatze präsentieren wollte. Die
Spurensuche nach der Tigerin samt Nachwuchs verlief im Nichts und eigentlich
waren wir schon auf dem Rückweg, als wir dem erwachsenen, ca. 9 Jahre alten
Tiger fast über den Schwanz fuhren und in kleinem Kreis eine Begegnung der
ganz besonderen Art genießen durften. Das mächtige Raubtier lag etwa 5m von
unseren offenen Jeeps entfernt, beäugte uns neugierig aber völlig entspannt,
leckte seine Pfoten, legte sich auf die Seite und gähnte herzhaft. Die
Situation war für uns voller Adrenalin einerseits und trotzdem so entspannt,
dass wir ein Foto von ihm und Frau Müller gemacht haben, schließlich ist es
ihr zu verdanken, dass wir nun zwei Tiger gesehen haben, die zweifelsohne
sie angezogen hat.
Und hier das nach kurzer Sichtung schönste der vielen Hundert Bilder:
Aufgrund der Fotosession war nun die Zeit zur Rückkehr zum Tor etwas knapp
geworden und die Strafen für eine zu späte Ausfahrt sind sehr hart,
Begleiter und Naturalist werden für die gesammte Saison gesperrt. Daher
meinte Gudda wir würden nun "really fast" fahren und es ist in der Tat
erstaunlich was man aus dem Maruti Gypsi Jeep herausholen kann, wenn man
weiß wie.
Nach unserer Rückkehr zur King's Lodge hatten wir nur kurz Zeit zum Duschen,
denn dann gab es noch einen Vortrag über die Vögel in Bandhavgarh und
schließlich ein schönes Abendessen mit unseren netten britisch-australischen
Mitreisenden am Lagerfeuer. Und nun träumen wir, das Adrenalin ist
zwischenzeitlich abgebaut worden und hat einer tiefen Entspannung Platz
gemacht, wieder vom Tiger und schlafen bis 5:10Uhr, denn noch ein Safari-Tag
wartet, von dem wir eigentlich keine Steigerung mehr erwarten können.