29.10. 2016

Jaisalmer, ein Name wie Taschkent, Samarkand oder Shiraz! Einstige Handelsstadt an der Seidenstraße, heute das einzige bewohnte Fort in Indien und zurecht Touristenmagnet. Aber auch der letzte Bahnhof der Ost-West-Eisenbahnlinie in Indien und ein riesiger Armeestandort, "India's first line of defence", schließlich ist "unser freundlicher Nachbar" Pakistan, wie man hier gerne sagt, nur 120km entfernt.

Nach einem entspannten Frühstück, im Suryagarh werden auf Bestellung sogar die frischen Früchte aufgeschnitten und angerichtet, dafür muss man auf der anderen Seite gefühlt 80 Angestellten den guten Morgen Gruß erwidern, fuhren wir in die kleine Stadt und trafen uns mit unserem heutigen Begleiter Vishal. An den Führern erkennt man eindeutig den touristischen Erschließungsgrad Rajasthans, auch Vishal spricht ein ausgezeichnetes Englisch, arbeitet außer in seinem Beruf als Tourguide als Radiomoderator und konnte uns neben Fakten über Jaisalmer auch viel über die Probleme und Aufgaben der indischen Gesellschaft erzählen. Und immer läuft es auf das Selbe heraus, Bildung, Bildung und nochmal Bildung, vor allem für die Mädchen.

Jaisalmer

Begonnen haben wir die Tour dann am ehemaligen Wasserspeicher der Stadt, einem künstlichen See. Auch heute beziehen die Bewohner nur eine Stunde am Tag Wasser, dieses stammt aber aus dem Indira Gandhi Kanal, so dass der See heute mit kleinen Booten befahren werden kann. Anschießend besuchten wir die quirlige Oberstadt, also das Fort (die Befestigungsanlage), heute UNESCO-Weltkulturerbe und durch versickerndes Abwasser und daraus resultierende Schäden am Sandstein stark bedroht. Besonders beeindruckend sind die wunderschönen Balkone sowie die Jain-Tempel mit ihren reichen Verzierungen. Überall an den Eingängen und Balkonen hängen aufgefädelte Chilis und eine Limette, hier ein Symbol um das Böse vom Haus fernzuhalten. Ich frage mich ob wir uns abends am Salatbuffet eventuell danebenbenommen, den Talisman gefressen und damit die Büchse der Pandora geöffnet haben?

Unseren Mittagstee oder was eben jeder so mochte nahmen wir auf einer Terrasse oberhalb der belebten Straßen ein und es fiel nicht schwer sich vorzustellen, wie Karawanen mit Handelswaren in das Fort einziehen und ihre Schätze feilbeiten. Jaisalmer fühlt sich schon sehr nach Tausend und einer Nacht an und weckte in mir einmal mehr wehmütige Erinnerungen an unseren Besuch in Damaskus vor 8 Jahren.

In der Unterstadt sahen wir uns dann die wunderbaren Hawelis an, Häuser reicher Händler aus dem 19. Jahrhundert, in ihrer Pracht vergleichbar mit den Anwesen in Chettinadu oder den Stadtpalästen Kolkatas. Schließlich besuchten wir noch ein Geschäft, das mit den im Umland hergestellten Textilwaren handelt, prächtige, gewebte oder im patchwork Verfahren hergestellte Stücke, sowie einen Silberschmied. Dann verabschiedete sich Vishal und wir kehrten in unsere luxuriöse Zauberwelt des Suryagarh zurück.

Suryagarh

Das Hotel gehört sicherlich zu den spektakulärsten, in denen wir bis jetzt in unserem Leben residiert haben und es fehlt an nichts. Trotzdem muss man sich vor Augen halten, dass es sich im Gegensatz zu einem Anwesen wie The Vishalam in 2014, Borthwick Castle in 2010 oder eben Samode um ein reines Kunstprodukt handelt, einen Neubau, wenn auch um einen ganz besonderen.

Morgen wird uns unser Weg aus der goldenen Stadt Jaisalmer in Richtung Südosten nach Jodhpur führen, die blaue Stadt. Wir sind gespannt! Dort werden wir auch Diwali begehen, eines der zwei großen, überall in Indien begangenen Feste. Und da Vishal Radiomoderator ist bot es sich natürlich an mit ihm zusammen einen kleinen Gruß an Euch alle aufzunehmen:




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