08.01. 2016
Gestern Abend war an Meeresrauschen nicht zu denken, eine lebensfrohe,
indische Reisegruppe hatte die Zimmer rund um uns bezogen und das heißt
nach dem Abendessen, also ab 23Uhr, alle Fernseher auf volle
Lautstärke, alle Zimmertüren auf und dann zum angeregten Plausch auf
dem Gang treffen. Eigentlich logisch, wie soll man sich bei dem Krach
im Zimmer auch unterhalten? Also Ohrenstöpsel statt Brandungsdonnern.
Heute Morgen ging es dann zurück nach Norden, an der Straße am Meer
sahen wir eine große Saline und viele Schilder, die auf Scampifarmen
(Aquakultur) verwiesen und augenscheinlich die leckeren Krustentiere
liefern, für die der Golf von Bengalen berühmt ist. In Mahabalipuram
sahen wir uns mit unserem lokalen Fachmann Balu das letzte UNESCO
Weltkulturerbe dieses Urlaubs an, die Tempel aus dem 7. Jahrhundert
unserer Zeitrechnung, der Pallava Dynastie, 1923 von den Briten
ausgegraben. Die Stadt stellte in ihrer Zeit einen bedeutenden Hafen
dar und war somit den Einflüssen vieler Kulturen ausgesetzt. Daher
sieht man zum Beispiel bei den "fünf Rathas", fünf aus einem einzigen
Fels gehauenen Tempeln, buddhistischen, hinduistischen aber auch
chinesischen Stil. Weitere Besonderheiten der sehr beeindruckenden
Anlage sind Tempel, die Vishnu und Shiva geweiht sind, sozusagen, wenn
ich das mal unfachmännisch ausdrücken darf, "Simultantempel".
Die meisten Menschen in Mahabalipuram arbeiten als Steinmetze und
fertigen teils riesige, sehr schöne Skulpturen aus Speckstein. Für
einen übermannesgroßen Ganesh reichen aber die selbst die 23kg
Freigepäck der Lufthansa nicht, also wurde es nur eine vergleichsweise
kleine Kugel mit Portraits der Hauptgottheiten des Hinduismus.
Nach einem sehr schönen in Fels gehauenen Fresko mit Darstellungen des
Mahabarata besuchten wir noch einige kleinere Tempel und schließlich
den alten Leuchtturm, dann war Zeit zum Mittagessen und schließlich
setzen wir unsere Fahrt nach Chennai fort.
Dort bezogen wir ein Zimmer im noblen Radisson blu, in dem die Preise
nun endgültig europäisch und damit für Indien völlig deplatziert sind.
Übrigens sieht man in und um Chennai so gut wie keine Spuren der
Überschwemmungen mehr, die vor fünf Wochen über die Stadt
hereingebrochen sind. Lediglich ein modriger Geruch aus dem Abfluss des
Waschbeckens im Badezimmer lässt erahnen, dass noch vor kurzem die
schlammige Brühe 3m hoch stand.
Da unser Hotel weit außerhalb der Stadtmitte nahe des Flughafens liegt
macht es keinen Sinn es zu verlassen, wir werden also den Abend hier
verbringen. Morgen heißt es ein letztes Mal früh aufstehen, denn um
7:30Uhr geht es los zur Royal Enfield Fabrik - eigentlich nochmal eine
Besichtigung eines Weltkulturerbes, vielleicht noch nicht eines der
UNESCO aber unseres auf jeden Fall.