07.01. 2016

Nach einem ordentlichen Abendessen, das die Angestellten mit viel Engagement serviert haben, sowie einigen durch den steuerlichen Vorteil Puducherrys günstigen Getränken schliefen wir gestern mit der Brandung des Meeres ein. Heute Morgen hatte sich unsere Enttäuschung über den Hotelwechsel dann schon fast völlig gelegt, zum einen war das Palais de Mahé von Rajesh einfach nicht zu reservieren, da es ausgebucht ist, und das The Promenade war durchaus geplant, zum anderen ist unser Zimmer mit dem Meerblick wirklich schön. Das, was ich gestern als "laut" bezeichnet habe, ist ein bedeutendes Yogafestival, das bei uns nebenan stattfindet und vermutlich belegen diese Wettkampfasketen (kein Witz, es gibt hier Yoga Competitions) die Zimmer im Palais. Irgendwie ist die Sache gestern nach 14h Reise einfach dumm gelaufen.

Da wir auch nie zu den Leuten gehören wollten, die sich über Hotels aufregen, und um generell der Last des Materiellen etwas mehr zu entfliehen besuchten wir heute als erstes Auroville. 1968 von seiner spirituellen, französischen Partnerin Mirra Alfassa (The Mother) aus dem Ashram Sri Aurobindo gegründet ist Auroville eine stadtgewordene Utopie des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Religionen. Von einer Art Besucherplattform kann man das erst 2008 fertiggestellte, zentrale Gebäude, eine riesige, Matrimandir genannte Kugel, in deren inneren eine Glassphäre das gesammelte Sonnenlicht ausstrahlt und die als Ort der Meditation genutzt wird, betrachten. Das Innere des Matrimandirs kann nur betreten, wer mindestens zwei Tage in Auroville verweilt hat, ein ebenso charmantes wie probates Mittel Touristen wie uns außen vor zu lassen. In den 60er Jahren vielleicht noch als Hippie-Idee abgetan ist die Vision Aurovilles heute sicherlich aktueller denn je. Und dennoch, wenn ich das Matrimandir und auch die Verehrung der sterblichen Überreste Aurobindos und Alfassas im Ashram sehe wird wieder einmal klar, dass für viele Menschen die eigene Weiterentwicklung und der Glaube an etwas nur mit Symbolen und Heiligen möglich ist. Auch Buddha wurde nur 500 Jahre nach seinem Tod zur Statue und im Hinduismus zu "Lord Buddha", einer Inkarnation Vishnus, was seiner Lehre und seinen Ideen ja doch ziemlich widerspricht. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt trottelt stellt man einfach immer wieder fest, dass es einen Film gibt, der die ganze Wahrheit über Menschen erzählt: Monty Python's "Das Leben des Brian".

Anschließend sahen wir uns mit unserem heutigen Begleiter Wasu das Städchen Puducherry an, seit 1954 von Frankreich unabhängig stellt es ein sogenanntes Union Territory dar und ist damit direkt der indischen Regierung und keinem Bundesstaat unterstellt, daher auch die steuerlichen Privilegien, z.B. auf Alkohol. Nach einem Gebäude des Aurobindo Ashrams sahen wir einen Ganesh-Tempel mit vielen bunten und schönen Statuen sowie Bildern unseres elefantenköpfigen Lieblingsgottes, teils mit Rüssel aus echtem Silber oder vergoldet. Ganesh schützt eben nicht nur Reisende, löst Probleme und beseitigt Hindernisse sondern ist auch für gute Geschäfte zuständig und nach einem erfolgreichen Handel kann man sich ja auch ein wenig erkenntlich zeigen.

Nach einem Mittagsimbiss, bei plötzlich ca. 30°C bleibt der Hunger klein, besuchten wir einen Park mit dem Wahrzeichen der Stadt, einem Denkmal für eine legendäre Frau namens Aayi. Anschließend wurde uns in einer Papierfabrik die Herstellung der schönen Produkte gezeigt, dann sahen wir uns das französische Viertel und abschließend die Basilika Sacré Cœur an.

Nach einer gepflegten Mittagsruhe schlenderten wir die Promenade entlang, besuchten einige Geschäfte und reservierten im Palais de Mahé einen Tisch für das Abendessen. Und wie nicht anders zu erwarten wurde der Abend auf der Dachterrasse des Palais bei 26°C, einem kühlen, indischen Weißwein, Scampi und Fisch ein ganz besonderer!


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