05.01. 2016

Heute war ein völlig entspannter Tag um uns mal eine Pause zu gönnen, wir waren nur 9 Stunden unterwges. Unsere Fahrt führte uns 50km nördlich von Bhopal nach Sanchi zum dritten von drei Weltkulturerben in Madhya Pradesh. Im archäologischen Park liegen etliche Stupas, die bereits von Ashoka höchstpersönlich vor 2500 Jahren errichtet wurden, seit dem wurden sie erweitert und vor etwa 1500 Jahren mit prächtigen Eingangstoren versehen, die sehr gut erhaltene Fresken mit teilweise deutlichen griechischen Einflüssen wie Pegasus, Greif, Einhorn und Buddha mit gelocktem Haar zeigen. Unser Führer vor Ort brachte uns den Stoff eines Semesters Einführung in den Buddhismus in ca. 1,5 Stunden nahe und damit ihr euch vorstellen könnt was hier täglich auf uns einprasselt hier ein kurzer Abschnitt aus Siddhartha Gautamas Leben.



Aber wen interessiert schon eine 2500 Jahre alte Ashoka-Säule wenn plötzlich zwei Europäer (oder solte ich 1,5 Europäer schreiben?) über das Gelände schweben? Diese Schulklasse jedenfalls nicht und den Lehrer, Dr. Sadiq Ali Khan, mit dem wir unbedingt noch Adressen und Telefonnummern tauschen mussten, erst recht nicht. Ich habe keine Ahnung wozu, er spricht kein Englisch, vermutlich sind die Leute einfach stolz auf unseren Besuch hier und darüber hinaus irgendwie angetan von unserer exotischen Erscheinung.

Sanchi

Nach einem abschließenden Besuch im kleinen Museum fuhren wir zurück nach Bhopal. Unterwegs sahen wir "gypsies" mit Kamelen die Straße entlang ziehen, pardon, ich kenne den momentan politisch korrekten deutschen Ausdruck nicht, also diese Menschen, nach denen bis vor wenigen Jahren ein Schnitzel benannt war, die aber nicht Jäger oder Wiener sind. Anschließend stoppten wir kurz und machten ein paar Bilder der verfallenen Union Carbide (jetzt Dow Chemical) Fabrik, in der 1984 das tödliche Gas austrat. Auch heute, zwei Generationen später, ist die Geburtenrate im armen Gebiet nördlich der Innenstadt gering und viele Kinder werden mißgebildet geboren, da das Gift sich im Körper der Eltern angereichert hat. Das Gelände ist nach wie vor verseucht, es finden illegale Führungen statt und eine Sanierung ist auch nach 32 Jahren nicht in Sicht.

Die zweite Tageshälfte gehörte Bhopal. Wir schlenderten durch die Stadt, deren Erscheinungsbild aufgrund von 50% moslemischer Bevölkerung durch viele Moscheen geprägt ist, die sehr offen sind und besucht werden können. Außerdem genossen wir den riesigen Straßenbasar, der im Gegensatz zu vielen anderen Städten völlig unaufdringlich ist, niemand versuchte uns zu einem Stand zu locken oder redete auf uns ein. Am besten haben uns natürlich die Lebensmittel gefallen, vor allem die Gewürze, aber auch unseren Rohrzucker fanden wir hier als Ware wieder und konnten ihn verkosten. Insgesamt machten Bhopal und seine Bewohner einen sehr netten Eindruck auf uns und es ist schade, dass sich nicht mehr Besucher für die Hauptstadt von Madhya Pradesh interessieren. Wie wenig touristisch es hier ist sieht man daran, dass selbst in unserer Luxusherberge nur die Führungskräfte Englisch sprechen, bei den Kellnern klappt das schon nicht mehr.

Bhopal

Nach einem Stopp an Bhopals bestem Chai-Stand, Masala Chai ist Tee mit Gewürzen, Milch und ein ganz klein wenig Zucker, zeigte uns Mukesh noch sein favorisiertes Museum, das sehr neue "Tribal Museum", das mit sehr aufwändigen und detailverliebten Repliken die Lebensweise der Stämme Madhya Pradeshs zeigt. Wie jede hochentwickelte Nation ist anscheinend auch Indien plötzlich Stolz auf die ersten Bewohner des Landes, auch wenn man ihnen Jahrhunderte lang übel mitgespielt hat oder das auch heute noch tut. Das Museum war wirklich einen Besuch wert, sehr informativ aber um 17:30Uhr eines solchen Tages zu viel für uns. Zwischen Fünfuhrtee und Abendessen noch mal eben einen für uns komplett neuen kulturellen Aspekt Indiens kennenzulernen war nicht machbar und so freuen wir uns auf Kebab und Bier zum Abendessen sowie eine frühe Nachtruhe, denn Morgen heißt es wieder um 5Uhr aufstehen und ca. 12h reisen, über Mumbai nach Chennai und weiter mit dem Auto nach Pondicherry.

Gute Nachrichten haben wir aus Guwahati erhalten, zum einen geht es Rajesh und seiner Familie nach dem Erdbeben gut, dessen Zentrum in Manipur lag und Assam anscheinend weitestgehend verschont hat. Zum anderen hat er uns ein Formular für die Teilnahme an der Royal Enfield Werksbesichtigung geschickt, die trotz der Beeinträchtigungen nach den Überschwemmungen bestätigt wurde!

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