29.12. 2015
Heute Morgen hat der Internetzugang nun doch noch funktioniert,
allerdings erst nachdem ein IT-Mensch auf unser Zimmer geschickt wurde
und das Anmelden mithilfe einer nur ihm zugänglichen
User-/Passwortliste realisiert hat.
Wir kamen pünktlich am Flughafen an und ein ungebetener Helfer kümmerte
sich um uns und unser Gepäck, dafür bekam er das Trinkgeld, das dem
Repräsentanten der lokalen Agentur zugedacht war, der uns allerdings
lediglich während der Fahrt ein feedback Formular zumutete und sonst
keinerlei Funktion ausübte. Die permanenten Formulare treiben einen
ebenso wie das Einfordern von Trinkgeld zur Weißglut, ein Tee am
Flughafen, feedback form. Abendessen am Hotelbuffet, feedback
form. Auschecken im Hotel, feedback form. Fahrt zum Flughafen, feedback
form. Einfach "nein" sagen geht auch nicht immer, die Angestellten
müssen das Zeug ja nach Hause bringen. Beim Trinkgeld verlegten wir uns
auf das Abgeben an der Rezeption beim Verlassen des Hotels, damit auch
die unsichtbaren, dienstbaren Geister etwas abbekommen. Das weiß
natürlich keiner und Kofferträger, Wäschebringer, Kellner,
Türaufhalter und IT-Mensch schauen enttäuscht drein und denken sich
ihren Teil. Im Grunde müsste man jedem ständig sagen "ich zahle
generelles Trinkgeld an der Rezeption", was dann aber auch nicht
zufrieden stellen wird. Ein nach wie vor ungelöstes Problem außer das
Hotel selber schreibt eine "central tipping policy" vor. Das wird ab
jetzt unser Vorschlag im feedback form sein.
Mein Koffer mit dem Küchenmesser erregte auch heute wieder Verdacht und
wurde aussortiert, dieses Mal reichte es allerdings mich als Besitzer
zu erkennen zu geben, Menschen meiner Erscheinung traut man
offensichtlich keine Bösartigkeiten zu. Würde ich Abdul heißen und
dunkle Haare haben hätte ich wohl auspacken dürfen. Weniger Glück
hatten wir mit den 15kg Freigepäck bei Jet Airways, in der Summe zweier
Gepäckstücke hatten wir 4kg Übergewicht und die kosteten uns satte 20€.
Beim nächsten Flug muss also noch mehr ins Handgepäck, das wie immer
nicht gewogen wurde (das haben wir bis dato erst einmal erlebt, nämlich
im letzten Urlaub in Whitehorse). Da das Handgepäck auch jetzt schon um
einiges erweitert worden war hieß es auch bei der Sicherheitskontrolle
"auspacken", Ferngläser, USB-Stick, irgendwie alles verdächtig. Ich
hoffe beim nächsten Flug ab Bhopal ist die Situation etwas entspannter,
da in Bhopal allerdings die größte Moschee Indiens ist darf das
bezweifelt werden.
Der Flug war mit 35min angenehm kurz und wir landeten erwartungsvoll
auf dem kleinen Flughafen von Khajuraho. Schon beim Landeanflug sahen
wir die berühmten Tempelanlagen, die "temple of love", Ursprung des
Karma Sutra. Unser neuer Betreuer Mukesh und Fahrer Bablu erwarteten uns bereits und nach
nur wenigen Minuten Fahrt durch das Dorf waren wir am Hotel, das uns
mal wieder der Sprache verschlug. Das "The LaLit Temple View" ist ein
echtes Rajesh-Hotel, zu 101% travel with style, unaufdringlicher Luxus
überall, Perfektion bis ins Detail, sauteuer (die Flasche Kingfisher
kratzt hier an der 7€-Grenze) und mit "central tipping policy". Um uns
den freien Nachmittag auszufüllen hatte Muskesh einige (zusätzlich
buchbare) Vorschläge und wir entschieden uns für eine Fahrt zum Ken
Gharial Sanctuary mit dem Ranesh Wasserfall, einem kleinen Naturpark.
Zwar klang das zunächst nach Lückenfüller, da es wegen des
ausgefallenen Monsuns in diesem Jahr gar keinen Wasserfall gibt, wurde
aber ein großartiges Erlebnis. Ein Ranger namens Durges begleitete uns
ca. 1,5h und wir sahen Antilopen, Hirsche, Schakale, Makaken, einen
Mungo, Kororan, Geier, Schwarzstorch und als absoluten Höhepunkt ein
Krokodil sowie unseren ersten, sehr großen Gavial, eine Aligatoren-Art
mit langem, auf den Fischfang spezialisierter Maul.
Die Antilopen, Hirsche und Schakale liefen neugierig unmittelbar neben
unserem Auto und gaben im Licht der untergehenden Sonne ein perfektes
Fotomotiv ab. Auch die Schlucht selber mit ihren vulkanischen
Gesteinsschichten war sehr sehenswert und absolut zufrieden über
unseren Ausflug traten wir den Rückweg zum Hotel an. Nach dem morgigen
Besuch der Tempel werden wir vier Nächte in Nationalparks verbringen
und diese erste kleine Safari war ein prächtiger und verheißungsvoller
Auftakt! Gemäß Mukesh liegt die Chance Tiger zu sehen in den beiden
Parks bei 99%, zwar glauben wir das nicht wirklich aber vielleicht
klappt es ja tatsächlich...