25.12. 2015
Der gestrige Weihnachtsabend war sehr schön, dank unserer langjährigen,
herzliche Beziehung zum Tung Fong wurden wir bei Betreten des
Restaurants sofort an der Schlange der wartenden Gäste vorbei an
unseren Tisch gewunken und haben lecker gegessen. Nach einem kurzen
Bummel über die Park Street waren wir gegen 22Uhr wieder im Fairlawn
und tranken noch einen Black Label als Schlummertrunk - das war unser
Weihnachts- und Abschiedsabend in Kolkata.
Heute wurden wir überpünktlich abgeholt und genossen eine dank
offiziellem Feiertag sehr entspannte Fahrt zum Flughafen. Wir sind
wieder mal eine andere Route gefahren und staunten über immer neue,
schicke Stadtteile, die im Osten und Norden aus dem Boden schießen.
Teilweise werden, wie in Eco-City, künstliche Seen und riesige Parks
angelegt (der größte Park Indiens). Laut unserem Begleiter Jay liegt
das monatliche Durchschnittseinkommen in Kolkata bei 10h Arbeit pro Tag
immer noch bei etwa 8000INR, also etwas über 100€ - die Appartments
kosten viele Millionen Rupies. Wie auch in China stehen viele Häuser
größtenteils leer und das ganze System ist eine einzige
Spekulationsblase, die irgendwann platzen wird.
Am Flughafen wurden wir einmal mehr mit dem Mysterium der indischen
Luftfahrt konfrontiert, trotz vieler Inlandsflüge ist für uns etliches nicht
erklärbar. "Sie sind hier am falschen Eingang, sie müssen nach G." "Ja,
aber können wir nicht einfach rein und die 100m nach G innen laufen?".
"Sie können ihr checkin Gepäck hier nicht röntgen lassen, sie fliegen
international." "Nein, wir fliegen nach Gaya, das ist national." "Nein,
der Flug geht vom internationalen Teil (100m weiter, Anm. d. Red.),
lassen sie ihr Gepäck dort röntgen." "In einem der Koffer sind
Werkzeuge, das geht nicht." Keine Ahnung warum, es handelt sich um
Gepäck zum Aufgeben. Der Typ hatte keine Ahnung welcher Koffer,
vermutlich meiner mit dem riesigen Küchenmesser, auf dem klebte aber
schon der Sicherheitskleber, also schnell weg damit. Ratri wurde kein
Werkzeug zugetraut, daher traf der Verdacht die Leute hinter uns
(geschieht ihnen recht, die wollten sich vorher vordrängeln). Vor der
Security ist dann die Ausreise, klar, internationaler Teil, wir wollen
aber gar nicht ausreisen. "Ah, domestic people, no problem." Irgendein
Stempel muss her, und wo denn unsere Zollpapiere seien. Welche
Zollpapiere, wir fliegen nach Gaya und reisen nicht aus? Ach so. Man
man man...
In Gaya wurden wir bereits erwartet und bereits zwischen Flughafen und Hotel in Bodhgaya
vergingen etwa 280 Jahre von Buddha bis Ashoka, Prahalad hörte gar
nicht mehr auf zu reden und weder verständliches Englisch noch Zuhören
sind seine Stärken. Nach 30min Pause traten wir zum Sightseeing an,
sahen einen alten Tempel (Namen vergessen, es ging alles zu schnell),
den Platz an dem Buddha trotz sechs Jahren Meditierens nicht erleuchtet
wurde und schließlich den absolut beeindruckenden Mahabodhi-Tempel mit
dem Abkömmling des Feigenbaums, unter dem es mit der Erleuchtung
geklappt hat. Unter eben jenem Baum saßen auch wir 3min aber nichts
passierte, vermutlich ist der Baum egal und wir erleuchten doch nur mit
viel Übung und harter Arbeit...
Der Tempel bei Dunkelheit und Vollmond war wunderschön und die vielen
betenden Pilger und Mönche verbreiteten eine sehr friedliche und
ergreifend spirituelle Atmosphäre. Laut Prahalad müsste Energie in
unsere Körper fließen, allerdings verspürten wir nur den Verlust
selbiger über unsere blanken Fußsohlen auf kaltem Stein, so dass wir
die heiße Dusche im Hotel sehr genossen. Insgesamt war der Tag trotz
kleinerer Verständigungsprobleme ein sehr gelungener Einstieg in die
Reise durch Zentral-Indien, wenn auch aufgrund der Heiligkeit der
Lokalitäten die Häufung von Bettlern und spendengierigen sozialen
Projekten aller Art ziemlich nervt. Morgen heißt es 7Uhr Frühstück und
8Uhr auf der Matte stehen - Bildungsurlaub mit Prahalad ist kein
Ponyhof!