08.12. 2014
Wow - Rajesh. Ich wusste wir kriegen Dich mit dem Hinweis auf unseren
Hochzeitstag. Deine "lucky stars", da ist kein Wink mit dem Zaunpfahl
nötig. Das Fort Cochin Sea Food Restaurant war nicht nur reserviert,
auch das Menue stand fest und war bezahlt. Gemüsespalten mit Dips,
Scampi Tempura und Tintenfisch, cremige Meeresfrüchtesuppe und dann
eine Platte mit Languste, riesigen Scampi und Krebs. Feinste Qualität,
frisch aus der arabischen See, europäisch zubereitet. Danke, Rajesh!
Heute Morgen hat uns Johny dann zur letzten Fahrt der Rundreise
abgeholt. Wir hatten
gestern von unserem Führer, der für Royal Enfield Rallyes organisiert,
erfahren, dass Johny ebenfalls ein "Bullet Brother" ist. Sagt drei
Wochen kein Wort, unser bescheidener, stiller Johny. Heute dann die
Wendung. Er hat vor fünf Jahren in der Kerala-Lotterie den ersten Preis
gewonnen und sich von dem stattlichen Gewinn unter anderem seinen Traum
von einer 350er Bullet erfüllt. Damals kostete sie knapp über 1000€ und
taugte noch was, jetzt liegt die 350er bei über 2000€ und hat ein neues
Getriebe und Bremssystem. Ich glaube er kann dem Unit-Motor und
Scheibenbremsen nicht viel abgewinnen und der Preis zeigt eindeutig,
dass Royal Enfield auf eine andere Käuferschicht zielt, als noch vor 10
Jahren. Den Rest der Fahrt fragt er uns über
Moppeds und Autos in Deutschland aus, warum denn nicht gleich so?
Vermutlich ist die Rolle des Fahrers die Klappe zu halten und zu fahren
und die hat er ausgefüllt, auch zum Tee trinken oder Essen haben wir
ihn ja nie an unseren Tisch locken können.
Am kleinen Flughafen von Cochin wurden wir schon von einem Mitarbeiter
von Clipper erwartet, dem Reisebüro in Kerala, das für Rajesh die
Detailorganisation erledigt hat. In komfortablen Wohnzimmersesseln
statt Schalensitzen aus Plastik warteten wir auf unseren Abflug mit Air
India und damit auf unseren Abschied von Süd-Indien. So eine
Abflughalle habe ich noch nie gesehen, "travel with style" für alle und
jeden. Nach kurzem Flug setzten wir wieder in Chennai auf und
wechselten in den Flieger nach Kolkata. In Westbengalen ist Winter und
damit Erkältungszeit, der Innenraum des Airbus' erinnerte an eine
fliegende Yakherde und wir grunzten uns durch die frühe Nacht nach
Norden, bis die Lichter der großen Stadt zur Landung baten.
Oh! Kolkata! Dein neues, schickes Terminal ist uns noch nicht vetraut.
Und Du riechst auch nicht mehr wie früher. Winterliche, frische, kühle
Abendluft, kein Dunst, keine feuchte Hitze, und auch nicht dieser
typische Geruch nach Kohlefeuern. Oh! Kolkata! Was hast Du Dich schon
wieder verändert in diesem einen Jahr. Neue Straßen, neue Wohnblocks,
neue, blendende Werbetafeln, neue Träume. Wir fahren durch Deine "new
town" am "N E Bypass" und staunen nicht schlecht.
Das Fairlawn ist noch das selbe, nur hängt in der Rezeption ein
schwarz-weiß-Bild von Violet mit schwarzem Rahmen. Und der Chef vom
Wachdienst ist nicht da, keine Umarmung. Der gute Geist aus Kerala an
der Rezeption fehlt ebenfalls, ein Kellner aus dem Biergarten muss mit dem Ersatz unsere
Taschen tragen. Zwar ist das Hotel nach wie vor in Familienbesitz, aber
es scheint, als wären 80% von Violets Hofstaat der Optmierung der
Kostenstruktur nach europäischem Vorbild erlegen.
Oh! Kolkata! Was ist es schön wieder bei Dir zu sein. Nach
Luxus-Ressort und Cocktail erden uns die Zimmer im Fairlawn. Ein
nacktes Bad mit Mog zum Duschen, ein einfacher Schlafraum. Ein Spaziergang
Richtung Park Street, ein Essen im Fong Tong zu realistischen Preisen,
gute chinesische Küche und wirkliche Menschen an den anderen Tischen.
Oh! Kolkata! Wir fühlen uns bei Dir einfach wohl.