30.11. 2014
Es ist 21:22Uhr und wir müssen, ähm, dürfen morgen um 5:30Uhr zu 12
Stunden Safari antreten, daher in aller Kürze: Regen, Markt, Fahrt,
Touristen.
Na gut. Wir brachen noch vor 8Uhr bei Regen aus der Chettinad-Region
auf und fuhren wieder nach Westen und an Madurai vorbei. Der
Niederschlag war nicht von langer Dauer und wir konnten auf der Fahrt
noch einen Markt besuchen, der viel frisches Gemüse und Obst zu bieten
hatte. Zum Mittagessen suchte Biju uns ein Hotel-Restaurant der
gehobenen Mittelklasse und einmal mehr offenbarte sich die kulturell
bedingte unterschiedliche Defintion von Luxus. Als wir den Raum
betraten herrschten für uns angenehme Temperaturen und Tageslicht fiel
durch die Fenster. Dann wurden die Vorhänge geschlossen, die
Leuchtstoffröhren und natürlich die Klimaanlage eingeschaltet, dem Gast
soll es ja gut gehen. Auch mit Mr. Johny kämpfen wir nun seit zwei
Wochen und jeden Morgen fragt er "today A/C?", was wir stets verneinen,
da er damit nicht die Musik einer australischen Band meint. Gehen wir
im Tagesverlauf auf die Toilette und fahren dann weiter wurde wie von
Geisterhand die Klimaanlage wieder in Betrieb genommen und wir schalten
sie nach wenigen Minuten meist wieder ab.
Als wir uns unserem heutigen Ziel näherten, den südlichsten Ausläufern
der Western Ghats, duftete es nach Kardamon. Kein Wunder heißen die
Berge auch "Kardamom Hills". Unser Force stürmte die Straße auf über
1000m Meereshöhe und schon waren wir in Kumily und damit in Kerala,
dem dritten Staat auf unserer Reise. Erstes Ziel war eine
Gewürzplantage, auf der wir Pfeffer, Kaffee, Kardamon, Kochbananen,
Jackfrucht, Tapioka, Chili, Curry, Guave, Nelken, Henna, Kakao,
Curcuma, Zitronengras, Aloe, Okra, Muskatnuss, Zimt und Kürbis sahen.
Die Farm ist ein Zusammenschluss von drei Familien und wirtschaftet
"organic" (bio). Romantisch, oder? In den Bergen Keralas bei einer
Familie auf der kleinen Farm. Aber was machen all die anderen
Touristengruppen hier? Und warum werden wir nun in einen kleinen
Verkaufsraum geführt? Und warum hängen dort Schilder in deutscher
Sprache? Und warum kostet eine kleine Tüte eingeschweißter Pfeffer 5€?
Die Fahrt durch Kumily beantwortet diese Frage, hier sind nur
Touristen, auch sehr viele westliche.
Unsere Herberge, das "Spice Village", ist nett und schön und angenehm
aber nicht authentisch. Ein Feriendorf, neu erbaut, das natürlich alle
Annehmlichkeiten bietet. Mit sage und schreibe 300 Rupies (4€) für eine
Flasche Bier aus der Minibar holt es auf jeden Fall schon mal diesen
Rekord.
Am Abend fuhren wir ca. 500m (irgenwie traut man uns wenig zu oder die
an der Klimaanlage festgemachte Differenz zwischen den Luxusbegriffen
zeigt wieder Wirkung) zu einer Vorführung in "Kalaripayattu", einer
uralten Kampfkunst, von der auch das Kung Fu abgeleitet wurde.
Schwerter klirrten und Menschen sprangen durch Feuerreifen, nun
verstehe ich trotz vieler blauer Flecken beim Jujutsu nichts von
dererlei Dingen aber irgendwie, tut mir leid, sah das ganze aus wie die
Saloon-Schlägerei bei der Stuntshow der Karl May Festspiele in Elspe.
Weitaus beeindruckender und schön anzusehen war die anschließenden
Vorstellung von "Kathakali", einem klassischem indischen Tanz. Nach
einer Demonstration oder sagen wir Einführung in die Elemente und
Formen des Ausdrucks folgte eine Geschichte, die uns alle in ihren Bann
zog.
Noch begeistert von der köstlichen Küche Chettinadus war das Abendessen
heute eine Enttäuschung. Kaum tummeln sich Deutsche und Engländer am
Buffet, schmeckt das Essen nach Nichts. Schade.
Und nun ist wirklich Schluss, es ist 22:06Uhr und um 5:30Uhr...