25.11. 2014

Der gestern gezeigte Dokumentarfilm über den Nagarahole National Park war eine gute Einstimmung auf die hiesigen Tierbeobachtungen, die dann auch gleich anschließend in Form der Nachtexkursion starteten. Dabei mussten wir das Ressort-Gelände gar nicht verlassen sondern streiften mit unserem Führer lediglich zwischen den Villen von Orange County umher. Im Lichtkegel seiner Taschenlampe entdeckten wir einen schlafenden "garden lizard" (eine Agame der Gattung Calotes), Geckos, Hundertfüßer, Spinnen, einen kleinen "bush frog", Schnecken mit und ohne Haus, eine Kröte, Ochsenfrösche, eine ungiftige "checkered keelback" (Asiatische Wasserschlange) und, keinen Meter über unseren Köpfen in den Ästen eines Baumes, eine wunderschöne "Green Vine Snake", die auf Deutsch Nasen-Peitschennatter heißt und als Trugnatter nur sehr schwach giftig ist. Insbesondere die Schlangen waren natürlich sehr interessant und tatsächlich nach 25 Jahren, die ich mich mit Reptilien beschäftige, die ersten, die ich in freier Wildbahn richtig beobachten konnte.

Nach kurzer Nacht brachen wir heute bei Dunkelheit auf und überquerten im Boot den Kabini-See. Am Nordufer stiegen wir dann in einen offenen Bus und begannen unsere Safari. Bei Dämmerung und dunstigem Wetter konnten wir diese Tiere beobachten: Schlangenweihe (ein Schlangenadler), viele Axishirsche, eine Gruppe mächtiger Gaur (wilde Rinder), einige asiatische Elefanten, Mungos, Wildschwein, Hanuman-Langur, Pfauen und schließlich ein Rudel Dhole (Asiatischer Wildhund). Für uns der Höhepunkt war allerdings ein Tier, das wir natürlich gerne gesehen hätten aber nicht haben - der Tiger. Am Fahrweg entdeckten unsere Führer mehrfach frische Spuren in Form von makellosen Tatzenabdrücken, mindestens ein Tiger war also sicher in der Nähe. Für uns ein großartiges Erlebnis und Spannung pur, wir hätten noch stundenlang nach der Großkatze Ausschau halten können, ohne dass es uns langweilig geworden wäre.

Nach der Rückkehr ins Ressort gab es erst einmal ein kräftiges Frühstück und unser tägliches Schwimmen. Nach etwas Ruhe und einem Mittagsimbiss startete dann Teil zwei unserer heutigen Tierbeobachtungen - eine Boots-Safari auf dem Kabini zwischen den beiden National Parks Nagarahole und Bandipur. Die dreistündige Fahrt in die Abenddämmerung war die perfekte Ergänzung zur terrestrischen Erkundung am Morgen. Wir sahen wieder Gaur, Axishirsch, Wildschwein und Elefanten, darüber hinaus unzählige Vögel, insbesondere prächtige Eisvögel in unterschiedlichen Farben, Hornbill, Störche, Reiher, Kormorane, Bienenfresser, Bussarde und Fischadler. Weit weg am Ufer erkannte unser Führer "Shan" ein mächtiges Krokodil, das wir nur mit Hilfe von optischem und digitalen Zoom erahnen konnten. Ganz nah dagegen waren zwei kapitale Schildkröten, die faul auf einem Stein dösten.

Als die Sonne schon untergegangen war sahen wir zwei Schakale, das anscheinend einer Rotte Wildschweine mit Frischlingen nachstellten. Die ganze Stimmung war "tigertauglich" aber die seltene, majestätische Großkatze lässt uns weiter zappeln. Irgendwann sehen wir uns.

Der Abend begann mit einer Vorführung lokaler Tänze des Stammes der Region, anschließend nahmen wir wieder an der Nachtexkursion teil. Heute sahen wir im Teich drei checkered keelbacks und einen riesigen Ochsenfrosch, wieder ein voller Erfolg. Im Schein der Taschenlampe nach den Tieren zu suchen war wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Nach dem späten Abendessen werden wir nun, nach 18 Stunden spannender Aktivitäten, in die Federn sinken und von Tigerspuren träumen.


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