Eintrag vom 25.11. 2012
22.11. 2012
Heute
standen etwas mehr als 200km für die Strecke von Shillong nach
Balipara auf dem Programm. Für deutsche Verhältnisse wäre das ein
Klacks gewesen und man hätte für diese Strecke zuhause höchstens
2,5 Std. eingeplant. Unser Reiseleiter aber sagte wir sollten mit 7
Stunden Fahrzeit rechnen, was sich als richtig heraus stellte. Wir
verließen unser Maharaja Domizil um 9.30 Uhr und waren gegen
19.00Uhr im Wild Mahseer, einer Bungalow Anlage auf einer
Teeplantage. Zur Verteidigung für die indischen Straßenverhältnisse
muß man sagen, wir waren zwischendurch noch Mittagessen gewesen und
haben zwei Straßenmärkte besucht, was allerdings nicht mehr als 2
Stunden Zeit beanspruchte. Nach dem Duschen gab es noch ein tolles
Lagerfeuer mit anschließendem Abendessen. Danach bin ich todmüde
ins Bett gefallen.
23.11. 2012
Einen
Programmpunkt gab es heute nur auf der Tagesordnung. Nach dem
Frühstück stand eine Bootfahrt auf dem Brahmaputra an. Nachdem wir
unser kleines Fischerboot mit Dieselantrieb bestiegen hatten sind wir
stromaufwärts getuckert. Nach einer Weile machte er den Motor aus und
wir hatten nun Zeit und Ruhe um nach Delphinen Ausschau zu halten.
Nach längerem Ausschauhalten haben wir immer mal wieder einen
gesehen. Auf der Rückfahrt legten wir auf halber Strecke an. Dort
war bereits ein Mittagessen mit einfachsten Mitteln für uns
vorbereitet worden. Es hat richtig toll geschmeckt. Danach ging es
zurück zum Ausgangspunkt und schnurstracks nach Hause. Endlich
hatten wir ab 15.00Uhr einmal etwas Zeit für uns selbst. Nach
Lagerfeuer und Nachtessen war auch dieser Tag wie im Flug vorüber
gegangen.
24.11. 2012
Der
heutige Tag begann sehr früh. Um 6.00Uhr war wecken, um 6.30Uhr
Teetrinken und um 7.00Uhr war Abfahrt. Wir mußten vor 9.30Uhr in
den Kaziranga Nationalpark einfahren um unsere Besichtigungstour zu
machen. Am Anfang sah es nicht so aus, als würde uns das gelingen,
denn wir hatten einen Plattfuß direkt in einer Mautstelle. Das
Ersatzrad war schnell montiert und es ging sofort weiter, so daß wir
noch rechtzeitig vor der Parkeinfahrt unser Frühstück zu uns nehmen
konnten. Von unseren Fahrzeugen aus konnten wir Elefanten,
Sumpfhirsche, Nashörner, Wasserbüffel und einige endemische Vögel
beobachten. Der Tiger blieb uns leider verwehrt. Zum Mittagessen
verließen wir das Weltnaturerbe um in einer Eco Lodge ein
außergewöhnliches Mittagessen zu uns zu nehmen. Der Reis und das
Hühnchen wurden in ca 50cm langen Bambusstangen über dem Feuer
gegart. Wir konnten zusehen, wie der in einem Bananenblatt
eingewickelte Reis aus dem Rohr gezogen wurde. Danach wurde er
ausgewickelt und wir konnten ihn sofort probieren. Die Liste der dazu
gereichten Speisen war lang und außergewöhnlich.
Am
Nachmittag machten wir noch eine zweite Pirschfahrt bis zum Einbruch
der Dunkelheit. Jetzt hatten wir noch 100km zu fahren bis wir
unseren Übernachtungsplatz erreichten. Um 19.00Uhr trafen wir im
Banjan Grove, einer Teeplantage, ein. Auch hier haben wir wieder sehr
geräumige und mit alten Möbeln ausgestattete Zimmer. Der
Wohlfühlfaktor ist sehr hoch.
25.11. 2012
Heute
ging es zur Abwechslung mal auf das Wasser. Nach dem Frühstück
fuhren wir zum Brahmaputra, wo unsere beiden Autos über zwei schmale
Holzbretter auf das Schiff fahren mußten, mit dem wir dann nach einer
einstündigen Fahrt auf der Insel Majuli ankamen. Die Fähre stand
uns ganz alleine zur Verfügung, so konnten wir die Überfahrt über
oder unter Deck genießen, ganz so wie es jeder wollte. Auf der
größten aufgeschwemmten Flussinsel der Welt (die Wiege der Assam Kultur)
besuchten wir als erstes ein Dorf in dem Töpferwaren (hier
waren es verschieden Arten von Krügen) hergestellt werden. Nach dem
Formen der Tonkrüge werden diese in einem großen Meiler gebrannt.
Als nächstes fuhren wir zu einem Maskenbildner. In dem 250 Jahre
alten Famlienbetrieb mit 18 Schülern bekamen wir eine Vorführung
der Maskenherstellung. Anhand von bereits fertiggestellten Masken
bekamen wir gezeigt wie diese später bei dem Festival Raslila
(speziell in Ostindien) eingesetzt werden. Ein Schüler setzte
verschiedene Masken auf und machte dem Charakter der Maske
entsprechende Bewegungen dazu und man konnte sehr gut die jeweiligen
Eigenheiten der Figur erkennen.
Zum Mittagessen fuhren wir in das
Kloster Uttar Kamala Bari Satra. Bevor wir unseren Hunger stillen
konnten gab noch eine kombinierte Tanz- und Musikvorführung. Als
erstes hörten wir ein Stück mit Handtrommeln und Blechgedengel,
danach führten junge Mönche einen Tanz zu Trommeln und Gesang auf.
In dem Kloster leben 70 Mönche, die sich dem Zölibat verschrieben
haben. Das sich anschließende Mittagessen wurde uns auf
Bananenblättern serviert. Als Besonderheit wird mir das gekochte
Farnkraut (eine bestimmte Farnart ist essbar) in Erinnerung bleiben.
Es schmeckte sehr kräftig und war stark gesalzen. Die Rückfahrt und
das anschließende Übersetzen verliefen problemlos. Beim Entladen
der Pkw's hatte das erste Auto nicht genug Schwung geholt und grub
sich mit den Hinterreifen im losen Sand des steilen Hangs ein. Mit
vereinten Kräften (ca. 12 Inder schoben und zogen an einem Seil)
gelang es nach mehreren Versuchen das Fahrzeug frei zu bekommen. Um
19.00 Uhr waren wir wieder zu hause und hatten noch eine Stunde zeit
um uns frisch zu machen bevor das Abendessen startete.
Jetzt
noch eine Bitte an Geli: Bitte sei schon am Dienstag Abend zuhause,
denn ich werde schon am 27.11. wieder in Frankfurt landen. Ratri
fragte mich auf dem Boot um welche Uhrzeit denn unser Flieger in
Frankfurt landen wird. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus,
daß ich schon einen Tag früher als ich dachte zu hause sein werde.
In unserer Lodge angekommen habe ich sofort in meinen Unterlagen
nachgeschaut und da steht klar und deutlich drin, daß ich am Dienstag
den 27.11. in Frankfurt landen werde. Ich weiß auch nicht warum ich
mir den 28.11. als Termin eingetragen habe.
Mike
25.11. 2012
Neben den Urlaubserlebnissen und den Ergebnissen der
flugpantherologischen Studien hat sich eine weitere, interessante
Geschichte ergeben: Wir (Christian) haben unseren Reise-Ganesh (kleine
Statue des "Gottes") in Tripora Castle in Shillong vergessen, was zwar
schnell bemerkt und uns telefonisch mitgeteilt wurde, nun aber eine
logistische Herausforderung bedeutet. Rajan hat die Aufgabe sofort
adoptiert und alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Ganesh zu uns zurück
zu
bringen. Momentan hat er nach einem Staffellauf durch die Hände
verschiedener Fahrer und einem anschließenden Flug Kolkata erreicht und
wir werden ihn dort bei einer Kontaktperson abholen können.
Der Wert ist übrigens gering, es geht ums Prinzip. Rajan fand die Idee,
einen Reise-Ganesh mitzuführen, irgendwie lustig und plausibel. Das sei
so ähnlich, wie auf Reisen keine Bananen zu transportieren, denn dann
gäbe es einen platten Reifen, wusste er zu berichten. Und tatsächlich
hatte Auto 2 beim Besuch der lebenden Brücken in Meghalaya erstmals
Bananen dabei und prompt einen Plattfuß. Und auf dem Weg zum
Kaziranga-Nationalpark, was war mit der Panne an Auto 1? Im Nachinein
völlig logisch, in den zu dem Zeitpunkt noch gar nicht ausgepackten
Frühstückspaketen, die uns das Hotel mitgegeben hatte, befanden sich
Bananen, und diese Pakete lagen in Auto 1.
Zu Rajan haben wir noch gar nichts geschrieben, was aber einfach ist:
Ein Traum von einem Tourguide! Viel gereist mit Freunden und Verwandten
in der ganzen Welt haben wir viele gemeinsame Themen, viel zu lachen,
Musik zu tauschen und Geschichten zu erzählen. Und Rajan macht alles
möglich, einmal erwähnt, dass wir die raren und superscharfen Buth
Jolokia Chilli kaufen möchten telefoniert er schon und ein Freund kauft auf
irgendeinem Markt auf Majuli das begehrte Objekt. Und so wird auch Ganesh seinen
Weg machen, ebenso die CD der Band Soulmate aus Shillong, die mir nach
Deutschland geschickt werden soll. Auch unser Tourorganisator Rajesh
ist übrigens ein prima Typ, wir treffen ihn ab und an und auch er ist
perfekt um unser Wohlergehen bemüht.
Was unseren Flugpanther angeht waren die letzten Tage recht ergiebig.
Tatsächlich fanden wir im Kaziranga-Nationalpark immer wieder
Knochenreste von Beutetieren sowie Exkremente, die aufgrund des Anteils
von Betelnussbestandteilen laut den Wildhütern klar von Flugpanthern
stammen. Beweise für die Existenz der Tiere konnten aber auch sie nicht
vorlegen. Aktive Flugpanther zu erforschen war uns leider nicht
möglich, denn weder das Befahren des Brahmaputra noch
der Besuch des Nationalparks ist in der Nacht erlaubt, da im
Gegensatz zu unbeleuchteten Fahrrädern, Kühen und Lastwagen derartige
Delphine und Wasserbüffel als sehr gefährlich eingeschätzt werden
müssen.
Wir haben beschlossen alles auf eine Karte zu setzen und die letzte
Nacht unseres Aufenthalts in Assam zu nutzen. Der Mond nimmt weiterhin
zu und damit ist die Nacht von Sonntag auf Montag am zweiten Tag vor dem Vollmond die hellste unserer
Expedition. Wir haben nach dem Besuch der Insel Majuli das "Assam
Institute of Wildlife Research and Ganeshology (an Institute of National Importance)" besucht und mit den
führenden Wissenschaftlern des Staates eine Flugpanther-Fotofalle
konstruiert. Meine Kamera soll die Zielerfassung übernehmen, das
Netbook wertet die Bilder aus und übermittelt Ratris lichtstarker Kamera den
Auslöseimpuls. Wir werden in der Morgendämmerung alle
Betelnüsse als Köder auslegen und dann hoffen in den Teefeldern von
Banyan Grove das einmalige und wissenschaftlich sensationelle Foto aufnehmen zu können.
26.11. 2012
Transporttag Jorhat - Kolkata. Wir sind wieder im Fairlawn und der
Abschiedsabend für vier der sieben Reiseteilnehmer steht an. Heidi, Mike, Uwe
und Christian fliegen morgen früh zurück nach Deutschland, Renate,
Ratri und ich dürfen noch eine Woche Kolkata genießen.
Geschafft! Um 4:02Uhr Ortszeit gelang uns das Foto, das die
Flugpantherologie revolutioniert. Stolz zeigen wir der Fachwelt und der
interessierten Laienschaft den Beweis für die die Gigachiroptera.
Die Systematik legen wir wie folgt fest:
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Fledertiere (Chiroptera)
Unterordnung: Gigachiroptera
Familie: Flugpanther
Was wir ebenfalls klären konnten ist der Tagesschlafplatz der Tiere:
Sie verbringen den Tag in den uralten Banyan-Bäumen und werden
vermutlich täglich neu erleuchtet, katalysiert durch den Genuss der
Betelnüsse.
Heute Abend sind wir in Kolkata ins "Ministery for Unknown and Extinct
Species (a Ministery of National Importance)" eingeladen um uns unsere
verdiente Belohnung für die Erforschung der Fauna des Indischen
Subkontinents abzuholen.
Flugpanther am Banyan Grove Tea Estate, Jorhat, Assam, India
Martin