Eintrag vom 20.11. 2012
Und
wieder ein voller und wunderbarer Tag! Nach dem Frühstück im Tripora
Castle fuhren wir nach Smit zum Cultural Centre der Khasi mit dem Sitz
der Khasi-Queen. Die Khasi-Kultur ist wie andere Stämme im Nordosten
Indiens ein Matriachat und die Königin nimmt die Rolle des
Stammesoberhaupts, Heilerin und auch der Gerichtsbarkeit ein. In
Meghalaya sprechen übrigens fast 45% der Einwohner Khasi und etwa 75%
der Bevölkerung sind Christen. Meghalaya ist damit neben Nagaland einer
der beiden Christlichen Bundesstaaten Indiens.
Als nächstes stand ein sehr schönes Megalithenfeld auf dem Programm,
allerdings ist unbekannt von wann und wem die steinernen Zeugnisse
stammen.
Nach einiger Wegstrecke durch die wunderbare, grüne und hügelige
Landschaft Meghalayas (ich kann mich am üppigen Bewuchs gar nicht satt
sehen) erreichten wir ein weiteres Khasi-Dorf und nahmen zunächst
unsere mitgebrachten, leckeren Lunchpakete und eine frisch geerntete
Pomello ein. Danach folgte ein kurzer Fußmarsch zu einer der
"Wurzelbrücken", für die diese Gegend bekannt ist. Der Anblick war
wirklich zauberhaft, eine lebende Brücke über einen Fluss!
Wurzelbrücke in Meghalaya
Noch etwas weiter im Süden kamen wir dann nach Mawlynnung, dem
angeblichen saubersten Dorf Asiens. Am Dorfeingang befindet sich ein
Aussichtspunkt auf einer Bambusplattform, die man erklimmen muss, um
als Belohnung einen phantastischen Blick auf die Tiefebene von
Bangladesch zu genießen. Wackelige Plattformen zu erklimmen ist
wahrlich nicht meine Sache aber es hat sich gelohnt!
Erst gegen 18:30Uhr und nach einer interessanten Überlandfahrt bei
Dunkelheit waren wir zurück im Hotel, wir nach Bierkauf in der Stadt
(in der Hotelbar ist es unverschämt teuer) sogar erst um 19Uhr. Um
20Uhr (nach einem Tom Collins) nahmen wir unser Abendessen ein, heute
hatten wir uns Khasi-Speisen bestellt. Die Reaktion war allerdings
geteilt, uns hat es auf alle Fälle gut geschmeckt. Da wir vor dem Essen
unseren Kamin anheizen lassen haben konnten wir uns anschließend
zum Bier trinken in ein behaglich beheiztes Zimmer zurückziehen.
Flugpantherologisch brachte der Tag etliche neue Erkenntnisse. Die
Khasi sind mit den Tieren durchaus vertraut und konnten uns einiges zur
Lebensweise erzählen. Flugpanther sind nachtaktive Jäger, die
hauptsächlich Nagetieren und Ferkeln nachstellen. Da sie Tatzen und
keine Greifklauen besitzen können sie die erbeutete Nahrung nicht
abtransportieren sondern müssen diese an Ort und Stelle verzehren. In
der Dämmerung verspeisen Flugpanther noch einige Betelnüsse und ziehen
sich dann zum Tagschlaf zurück. Der beim Schlaf aus dem Maul
austretende, von der Nuss rot gefärbte Speichel wurde oft mit Blut
verwechselt und Flugpanther daher für blutsaugende Vampirfledermäuse
gehalten. Wohin sich die Tiere tagsüber zurückziehen konnten uns die
Khasi allerdings nicht sagen. Auch wurden in Meghalaya schon lange
keine Flugpanther mehr gesichtet, scheinbar, so die Vermutung der
Khasi, haben sie sich in die Ebenen der großen Flüsse zurückgezogen.
Diese Flut von Information ist zum einen faszinierend, wirft aber zum
anderen große Probleme auf. Wenn sich die Tiere tagsüber an einen
unbekannten Ort zurückziehen und nur nachts jagen werden wir
Schwierigkeiten haben die Existenz zu beweisen. Wir haben weder
geeignete Flugpantherfallen noch eine fotografische Ausrüstung, die es
uns erlaubt die Tiere in der Dunkelheit zu orten und abzulichten. Wir
werden also die Informationen detailliert auswerten, in den kommenden
Tagen validieren und eine entsprechende Strategie ausarbeiten
(Klartext: Wir haben keine Idee...).